Parteileben

Hanka Kliese: Im Einsatz für Chemnitz und die Demokratie

Chemnitz ist kein leichtes Pflaster für die SPD. Doch Hanka Kliese liebt ihre Heimatstadt. Die Abgeordnete kämpft nicht nur für den Wiedereinzug in den Landtag, sondern auch gegen den Rechtsextremismus in der Stadt.
von Kai Doering · 30. August 2019
„Wir sind kein Moloch, sondern wir sind eine fantastische Stadt in der ich gern lebe.“ Hanka Kliese zeigt Flagge für Chemnitz.
„Wir sind kein Moloch, sondern wir sind eine fantastische Stadt in der ich gern lebe.“ Hanka Kliese zeigt Flagge für Chemnitz.

Hanka Kliese hat einen Vogel. Er ist etwa 30 Zentimeter groß, aus Stoff und begleitet die SPD-Abgeordnete durch den sächsischen Landtagswahlkampf. Das Stofftier ist jedoch kein bloßes Maskottchen, sondern eine Miniatur von Storch Heinar, mit dem die Jusos in Mecklenburg-Vorpommern seit Jahren gegen Rechts demonstrieren und arbeiten.

„Wir haben ein Problem mit Rechtsextremismus“

Auch in Klieses Heimatstadt Chemnitz ist das dringend notwendig. Die drittgrößte Stadt Sachsens ist seit Jahren ein Hotspot der rechten Szene des Freistaats. Trauriger Höhepunkt bisher waren tagelange Demonstrationen nach dem Mord an einem Mann durch einen Migranten am Rande des Chemnitzer Stadtfestes im vergangenen Jahr. Rechtsextreme und Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet reisten in die Stadt. Es kam zu Ausschreitungen.

„Früher hatten wir Ausländerfeindlichkeit ohne Ausländer, heute haben wir Ausländerfeindlichkeit mit Ausländern“, sagte Kliese damals kurz nach den Ereignissen in einer Rede im Landtag. Und: „Wir haben ein Problem mit Rechtsextremismus. Wer das heute noch leugnet oder als Sachsen-Bashing abtut, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt.“

„Chemnitz ist kein Moloch“

Dass auch der Drittligist Chemnitzer FC mehr und mehr im braunen Sumpf versinkt, schmerzt Kliese dabei besonders. Sie spielte in der Jugendmannschaft als Verteidigerin. Im März brach sie öffentlich mit dem Verein. „Eigentlich hätte ich die Familientradition gerne fortgesetzt. Aber bei meiner eigenen Tochter muss ich leider damit brechen. Wir werden für sie einen anderen Sportverein in der Stadt suchen“, sagte Kliese im Interview mit dem Portal „vice“.

Auf Chemnitz will die 39-Jährige dabei eigentlich nichts kommen lassen. „Wir sind kein Moloch, sondern wir sind eine fantastische Stadt in der ich gern lebe“, sagt Kliese. 1980 in Pasewalk in Mecklenburg-Vorpommern geboren, kam sie 1988 nach Chemnitz, das damals noch Karl-Marx-Stadt hieß. Zwischendurch hatte sie drei Jahre in Kroatien und zwei in Nordkorea gelebt.

„Ich wollte gerne Dinge verändern.“

Als im November 1989 die Mauer fiel, stand die Familie vor der Frage: „Wie geht es weiter?“ Es folgten Jahre der Arbeitslosigkeit. Und doch: „Ich freue mich immer, wenn ich Menschen treffe, die die Jahre nach der Wiedervereinigung positiv erlebt haben“, sagt Hanka Kliese.

Sie selbst kam als 16-Jährige das erste Mal in Kontakt mit der Politik. „Ich wollte gerne Dinge verändern“, erinnert sie sich. Schon damals bewegten sie Bildungs- und soziale Fragen und der Umweltschutz. „Zuerst habe ich ein Büro der Grünen aufgesucht, aber die hatten damals keine Jugendorganisation“ , erzählt Kliese. „Die Jusos dagegen waren sehr aktiv in Chemnitz.“ Im Jahr 2000 trat sie in die SPD ein. 2009 wurde sie Landtagsabgeordnete, ist mittlerweile stellvertretende Fraktionsvorsitzende und seit vergangenem Jahr Vize-Vorsitzende der Landespartei.

„Im Landtag kümmere ich mich um Themen, die mir am Herzen liegen“, sagt Kliese. Neben der Kultur und der Stärkung der Demokratie ist das die Inklusion. „Die Würde des Menschen darf nicht von seiner Leistungsfähigkeit abhängen“, sagt Kliese. Dass der Landtag im Juli ein Inklusionsgesetz beschlossen hat, freut sie deshalb sehr. „Inklusion ist kein Modetrend, sondern ein Gebot der Menschlichkeit“, sagt sie. „Entscheidend ist, wie wir miteinander umgehen.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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