Hackathon: Wie Hacker der SPD im Wahlkampf helfen wollen
Ein Jugendlicher vor dem Bildschirm seines Laptops. Zwischen fettigen Pizzakartons und leeren Cola-Flaschen sitzt er und tippt meterlange Codes in die Tastatur. Ein Klischee, keine Frage – doch so stellen sich bis heute viele Menschen den typischen Hacker vor.
SPD will Demokratie-Tools entwickeln
Die Realität sieht freilich ganz anders aus. „Hacking“ ist bei weitem nicht das, was uns Hollywood-Filme oder Comic-Bücher vermitteln wollen. Vielmehr bedeute „hacken“, etwas zu basteln, „das einem hilft“, wie der Software-Entwickler Henning Tillmann am Mittwoch im Willy-Brandt-Haus sagte. Tillmann ist Sozialdemokrat und Mitglied der Medien- und Netzpolitischen Kommission beim SPD-Parteivorstand.
Im vergangenen Jahr hatte er eine Idee: Wie wäre es einen SPD-„Hackathon“ zu organisieren? Ein Treffen von jungen, technikbegeisterten Kreativen, die neue Software-Tools entwickeln, mit denen sich Bürger schnell und einfach an politischen Prozessen beteiligen können. Ein Netzwerk aus Entwicklern und Gestaltern, die ihren Beitrag zur digitalen Demokratie leisten wollen. Das Motto: „Partei neu entwickeln“.
Barley: „Kreative Menschen zusammenholen“
Mit der Idee trat Henning Tillmann im Spätsommer 2016 an SPD-Generalsekretärin Katarina Barley heran. Die war sofort Feuer und Flamme für seinen Vorschlag. „Es geht darum, kreative Menschen zusammenzuholen“, sagte sie am Mittwoch in der SPD-Zentrale.
Barley und Tillmann holten Tobias Nehren mit ins Boot, der im Willy-Brandt-Haus für Online-Kampagnen zuständig ist. Gemeinsam riefen sie vergangene Woche den ersten SPD-„Hackathon“ (zusammengesetzt aus „hacking“ und „Marathon“) aus: 24 Stunden lang, vom 4. bis zum 5. März, öffnet das Willy-Brandt-Haus seine Türen für rund 40 kreative Köpfe aus ganz Deutschland. Diese setzen sich zusammen, basteln an neuen Ideen, probieren sich gemeinsam aus.
Die Anmeldung läuft
Am Schluss sollen nach den Plänen der Organisatoren die ersten Prototypen neuer Software fertig sein. Online-Tools für mehr Mitgliederbeteiligung etwa. Denkbar seien auch Programme, die Fake-Accounts auf Twitter aufspüren, sagte Tobias Nehren. Alle Tools werden als Open-Source-Software entwickelt, um einen freien Zugang zu garantieren.
Die Anmeldefrist für den SPD-„Hackathon“ läuft bis zum 15. Februar um 12 Uhr mittags. Bisher seien innerhalb einer Woche über 100 Bewerbungen eingegangen, heißt es im Willy-Brandt-Haus. Rund die Hälfte der Anmeldungen komme von SPD-Mitgliedern. Ob mit Parteibuch oder ohne: „Das Feedback ist phänomenal“, sagte Tillmann. Für ihn ist klar: „Daraus soll was entstehen.“
Gegen Rechtspopulismus: „Zeit, etwas zu tun“
Laut Tillmann seien viele Bewerber von der Idee getrieben, aktiv zu werden im Kampf gegen den Rechtspopulismus. Angesichts rechter Pöbler im Netz, seien viele von einem überzeugt: „Es wird Zeit, etwas zu tun.“ Mit dem „Hackathon“ will die SPD dafür jetzt eine Plattform anbieten und dabei helfen, eine Community von „Hackern“ aufzubauen, die sich für sozialdemokratische Politik begeistern.
Die besten Ideen des „Hackathon“ werden am Schluss von einer Jury ausgezeichnet. Mitglieder sind unter anderen SPD-Generalsekretärin Katarina Barley, Laura Krause vom Verein „D64“ und der Blogger Mathias Richel. Die prämierten Ideen sollen danach weiterentwickelt werden, damit sie in der heißen Wahlkampfphase für die Bundestagswahl eingesetzt werden können. Katarina Barley freut sich schon auf das Event. Denn: „Politik macht auch Spaß.“ Beim „Hackathon“ soll es entspannt zugehen. Gemeinsam kreativ zu werden und Spaß dabei zu haben, steht im Vordergrund. Henning Tillmann ist sicher: „Das wird keine bierernste Veranstaltung.“
ist promovierter Sprachwissenschaftler und war bis Mai 2018 Redakteur beim vorwärts.