Parteileben

Greta Wehner – Wie sie im Hintergrund das Parteileben prägte

Die SPD ehrt die Genossin Greta Wehner für 70 Jahre Mitgliedschaft. Offen auf der politischen Bühne auftreten wollte sie nie, trotzdem nahm sie großen Einfluss auf die Partei, auch als Ehefrau des SPD-Politikers Herbert Wehner.
von Laura Tirier · 8. August 2017
Greta Wehner und Sigmar Gabriel
Greta Wehner und Sigmar Gabriel

Siebzig Jahre ist es jetzt her, dass Greta Wehner (geb. Burmester)  kurz nach ihrer Rückkehr aus dem schwedischen Exil am 1. August 1947 in die SPD eintrat. Sie wurde am 31. Oktober 1924 geboren. Nach der Ermordung ihres Vaters – des kommunistischen Widerstandskämpfers Carl Burmester – durch die Nationalsozialisten, floh die Mutter mit der 10-jährigen Greta und ihrem Bruder nach Schweden, wo sie den im Exil lebenden Herbert Wehner kennenlernte und 1944 heiratete.

Starker Rückhalt ihres Mannes

Greta Wehner war nie eine Frau für das aktive Politikgeschäft, prägte aber das Parteileben der SPD 70 Jahre lang. Seit 1953 arbeitete sie für ihren Stiefvater als Sekretärin, Chauffeurin, Haushälterin und Köchin und sorgte maßgeblich dafür, dass Herbert Wehner als SPD-Abgeordneter die Politik in Deutschland im sozialdemokratischen Sinne mit gestalten konnte. Nach dem Tod ihrer Mutter heiratete sie ihren Stiefvater im Jahr 1983.

Herbert Wehner war einer der großen SPD-Politiker des vergangenen Jahrhunderts. Als Abgeordneter, stellvertretender Parteivorsitzender, Bundesminister und Fraktionsvorsitzender formte und führte er die SPD. Zu großen Teilen ist es seinem Bestreben zu verdanken, dass sich die SPD Anfang der 60er Jahre zu einer Volkspartei entwickelte und sich die sozialliberale Koalition ganze 13 Jahre halten konnte. Mit dem ständigen Rückhalt seiner Frau kämpfte er für die Durchsetzung sozialdemokratischer Ziele in Deutschland.

Einsatz für politische Bildung

Nach dem Tod ihres Mannes 1990 zog sich Greta Wehner nicht zurück – im Gegenteil. Getreu dem Motto Herbert Wehners: „Helfen. Und Arbeiten. Und nicht verzweifeln“, war sie 1992 Mitbegründerin des Herbert-Wehner-Bildungswerkes und gründete 2003 die Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung in Dresden. Beide Institutionen setzen sich für politische Bewusstseinsbildung und den Erhalt des europäischen Gedankens in Deutschland ein. In einem Interview für das Magazin „stern“ sagte sie über das Bildungswerk, es solle Leute ermutigen und befähigen, „die Dinge zu regeln, die alle angehen.“ Auf die Frage, ob politische Bildung gerade in Sachsen notwendig sei, antwortete sie: „Na, politische Bildung ist überall nötig. Natürlich auch in Sachsen, wo die Rechtsextremen im Landtag sitzen, die Parteien schwach sind und die Wahlbeteiligung niedrig ist.“

Autor*in
Laura Tirier

war 2017 Praktikantin in der Redaktion des vorwärts. Sie studiert Geschichte und Politikwissenschaft an der Westfälischen Wilhelms Universität in Münster.

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