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Giffey im Friedrichstadt-Palast: Weil Kultur ihr am Herzen liegt

Die Berliner SPD-Vorsitzende Franziska Giffey ist mit ihrer „Herzenssache“-Tour zurzeit in allen Bezirken unterwegs. Jetzt machte sie Station im Friedrichstadt-Palast in Berlin-Mitte und hatte ein offenes Ohr für die Nöte der Kulturschaffenden in der Corona-Krise.
von Jonas Jordan · 14. April 2021
Franziska Giffey zwischen zwei Kostümfiguren im Friedrichstadt-Palast.
Franziska Giffey zwischen zwei Kostümfiguren im Friedrichstadt-Palast.

Franziska Giffey steht zwischen zwei Kostümfiguren und strahlt. Es sind die Kostüme für die neue Show des Friedrichstadt-Palastes, die Giffey an diesem Tag quasi als erste zu sehen bekommt. Für das Foto hat die Vorsitzende der Berliner SPD ihre FFP2-Maske abgenommen. Doch Giffey schafft es, selbst mit Maske zu lächeln. Sie hört aufmerksam zu, nickt, strahlt Mitgefühl aus, als die Verantwortlichen der berühmten Berliner Kulturinstiution von ihren Sorgen berichten.

Seit 2018 ist die 42-Jährige Bundesfamilienministerin, seit November 2020 zudem Co-Vorsitzende der Berliner SPD. Im Herbst strebt sie ein neues Amt an. Nach der Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus, die zeitgleich mit der Bundestagswahl am 26. September stattfindet, möchte Giffey Regierende Bürgermeisterin von Berlin werden. Weil sie „ihre Stadt“ liebt und möchte, dass es ihr gut geht, wie Giffey bereits im Januar 2020 auf einer Pressekonferenz sagte. Deswegen ist die Spitzenkandidatin der Berliner SPD aktuell auch mit ihrer #Herzenssache-Tour in allen zwölf Bezirken der Stadt unterwegs. Am Mittwochvormittag macht sie Station in Mitte.

„Na, wir sind aber heute weiblich! Frauenpower!“

Fröhlich steigt Giffey um kurz vor neun Uhr in der Friedrichstraße aus dem Auto. „Na, wir sind aber heute weiblich! Frauenpower!“ Gleich vier Kandidatinnen begleiten die Berliner SPD-Chefin bei diesem Termin. Annika Klose war viele Jahre Juso-Vorsitzende in der Hauptstadt. Nun kandidiert sie im Bezirk Mitte für den Bundestag. Maja Lasić ist bildungspolitische Sprecherin der SPD im Abgeordnetenhaus und möchte dort am 26. September ebenso wie Astrid Hollmann einziehen. Zeitgleich werden in Berlin auch die Bezirksvertretungen gewählt. Dafür tritt Anab Awale an.

„Wir sind hier, weil wir zuhören wollen und wissen wollen, wie es Ihnen geht und was Sie brauchen“, sagt Giffey. Die Kultur sei ein großer Schatz in Berlin, der momentan wegen Corona etwas vergraben liege. Giffey versucht, den Führungskräften des Friedrichstadt-Palastes Hoffnung zu machen und spricht von zehn Millionen Impfdosen pro Woche deutschlandweit im Juni. „Es ist nötig, jetzt alle Kräfte zusammen zu nehmen, um danach nach vorne zu schauen“, sagt sie.

Berndt Schmidt, seit 2007 Intendant und Geschäftsführer des Friedrichstadt-Palastes, freut sich über die Anerkennung. „Ich muss Ihnen nicht erzählen, dass wir unter der Situation leiden“, sagt er und berichtet stattdessen davon, dass das Haus die Pandemie genutzt habe, um die Lüftungsanlagen zu sanieren. Eine Maßnahme, die ursprünglich erst für 2022 geplant gewesen sei und mit normaler Zuschauer*innen-Auslastung deutlich schwieriger umsetzbar gewesen wäre. Giffey hört aufmerksam zu und lobt: „Herzlichen Glückwunsch zu dieser Leistung! Toll!“

Nun laufen die Planungen für den Neustart. „Arise“ heißt die neue Grand Show, die am 7. August starten soll. Auf Deutsch bedeutet das passenderweise so viel wie „sich erheben“, „aufstehen“oder „auftauchen“. Die Kostüme, die Giffey staunend begutachtet, sind bereits fertig. Golden schimmern sie, als wollten sie mit Giffey um die Wette strahlen. Bis zu 500 Stunden Arbeit stecken in einem Kostüm, berichtet Elisabetta Pian, die Leiterin der Kostüm- und Maskenabteilung im Friedrichstadt-Palast.

Tänzer*innen dürfen wieder trainieren

Auch die 60 Tänzer*innen des Ballett-Ensembles dürfen inzwischen wieder traineren. Relativ spät erst, wie Schmidt mit Blick auf den Profisport kritisiert: „Fußballer fallen sich seit einem Jahr um den Hals. Bei uns gab es im Dezember noch Einschränkungen.“ Auch die Tänzer*innen müssen zweimal pro Woche einen PCR-Test machen, um ihrem Beruf wieder nachgehen zu dürfen.

Und dann scheint von nebenan Musik herüber. Ein bisschen ist es wie an Weihnachten, als die SPD-Delegation um Giffey den Saal des Friedrichstadt-Palastes betritt. 32 Tänzer*innen sitzen mit Abstand auf Stühlen auf der Bühne und warten auf ihren Einsatz. Nach einer kurzen Darbietung ruft Giffey den Tänzer*innen begeistert entgegen: „Ich finde es toll, dass Sie hier trainieren für die Zeit danach. Vielen Dank, dass Sie durchhalten!“

Berlin als Kulturmetropole unterstützen

Ein Dank, der irgendwie auch stellvertretend für den gesamten Kulturbereich gilt. Es gehe ihr darum, Berlin als Kulturmetropole zu unterstützen – das macht Giffey an diesem Vormittag deutlich. Die Erkenntnisse aus ihrer #Herzenssache-Tour sollen in das Wahlprogramm der SPD einfließen, mit dem Giffey die Berliner Sozialdemokratie als Spitzenkandidatin in die Wahl zum Abgeordnetenhaus am 26. September führt. „Vielleicht sehen wir Sie ja das nächste Mal in neuer Funktion hier wieder“, sagt Berndt Schmidt schon mal. 

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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