Parteileben

Gerhard Schröder: "Schlage die Trommel"

von Lothar Pollähne · 15. September 2013

Wenn Gerhard Schröder ein Bundesligaspiel seiner „Roten“ versäumt, muss es schon einen außergewöhnlich wichtigen Termin geben. Als am 14. September Bayern München gegen Hannover 96 spielte, lud Schröders Ortsverein Döhren-Wülfel ein, um im Rahmen eines Festaktes zum 150. Geburtstag der SPD das 50-jährige Parteijubiläum ihres prominentesten Mitglieds zu begehen. 

Den Ort hatte die Partei wohl gewählt. In Wennigsen, dem Ort des Neuanfangs der SPD nach der Nazi-Barbarei, kamen Freunde und Weggefährten des Jubilars im Klostersaal zusammen, um einen Bogen von der Gründungszeit über die Neugründungszeit bis zum Wahltag am 22. September zu ziehen.

Unbändiger Kampfgeist

Dass Gerhard Schröder „ein gutes Stück der Parteigeschichte“ geschrieben hat, wie es Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil hervorhob, war zwar fast allen Anwesenden geläufig, aber daran zu erinnern war richtig, denn Weil verband die Würdigung seines Vorgängers mit der Beleuchtung des Wahlkampfes 2005 und zielte damit auf die bevorstehende Bundestagswahl am 22. September: „Schröder zeichnet sich durch einen unbändigen Kampfgeist aus und wenn er in Fahrt ist, ist es durch nichts zu bremsen“, sagte er.

Auch SPD-Partei-Chef Sigmar Gabriel hob den Kampfgeist des Ex-Kanzlers hervor: „Er ist streitbar, aber auch verzeihend, wenngleich das manchmal etwas dauert. Er hat immer die Chance genutzt, dass man nach Auseinandersetzungen wieder zueinander findet“. Für Gabriel ist Gerhard Schröder „ein ganz traditioneller Sozialdemokrat“, der in der Mitte der SPD stehe. Ihm ging es immer um das Thema Arbeit und dass man davon auch leben kann. Dafür hat er Mehrheiten organisiert, denn nur so lässt sich etwas für Minderheiten erreichen. 

Einsatz für den Produktionsstandort Deutschland

Als vielleicht größte politische Leistung neben der Weigerung, Deutschland in das Irak-Kriegsabenteuer zu führen, bezeichnete der Parteivorsitzende Schröders Einsatz für den Produktionsstandort Deutschland. Als andere europäische Nationen ihre Produktion in „Billiglohnländer“ verlagerten, hat Schröder - quasi antizyklisch - die Bedeutung des Produktionsstandortes Deutschland für Wohlstand und Wissenschaft behauptet. Diesem Umstand ist Deutschlands heutige Stellung in Europa und der Welt zu verdanken.

Der Jubilar dankte sichtlich bewegt und bewegte sich selbst ein wenig durch die Geschichte der Partei. „An den Wendepunkten der deutschen Geschichte“, so Gerhard Schröder, „haben Sozialdemokraten ihre Ärmel hochgekrempelt und ihre Arbeit gemacht für die Menschen im Lande.“ Geholfen haben dabei Erfahrungen aus den Zeiten der Bedrängnis und Verfolgung. Da lernten viele, dass man gerade durch das Leben gehen kann und sich nicht beugen muss. 

"Ärmel hochkrempeln für die Menschen im Land"

Dies ist nach Worten Schröders bis heute essenziell für die Politik der SPD. Auf öffentliche Ratschläge verzichtet der Ex-Kanzler, denn die sind häufig „mehr Schläge als Rat“. Einen Rat allerdings mochte er sich mit Blick auf die schwierige Situation im Wahljahr 2005 nicht ersparen. „Manchmal habe ich nach einem schlimmen Tag auf dem Sofa gesessen und gebrammt, aber dann hat Doris gesagt: „Wenn Du den Hintern nicht hochkriegst, wie willst Du dann andere motivieren“. Das hat gereicht und darum sage ich heute: „Schlage die Trommel. Dann werden sich manche am Abend des 22. September gewaltig wundern“.  


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Lothar Pollähne

ist Journalist und stellvertretender Bezirksbürgermeister in Hannover.

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