Gerda Klückmann ist seit 85 Jahren in der SPD
Dass sie den Weg in die SPD gefunden hat, verdankt Gerda Klückmann ihrem Bruder Kurt. Der war zehn Jahre älter als seine Schwester und „einer der aktivsten Reichsbanner- und SPD-Funktionäre“ in Berlin. So zumindest würdigt ihn das Buch „Widerstand in Schöneberg und Tempelhof 1933-1945“. Gerda, die damals noch den Nachnamen Koch trug, trat 1930 der Reichsarbeitsgemeinschaft der Kinderfreunde (RAG) bei, dem Vorläufer der heutigen „Falken“. Sie war damals acht Jahre alt.
Schwierige Zeiten für die SPD
85 Jahre später sitzt Gerda Klückmann an einer festlich gedeckten Kaffeetafel in einem Seniorenheim in Berlin-Schöneberg. Zwei ihrer Nichten sind gekommen, Vertreter ihrer Abteilung und die Vorsitzende der SPD Tempelhof-Schöneberg, Berlins Arbeitssenatorin Dilek Kolat.
„Zu meiner Zeit waren die Parteivorsitzenden älter“, sagt Gerda Klückmann zu Kolat und grinst. In ihren 94 Lebensjahren hat sie einige an der SPD-Spitze kommen und gehen sehen. Auch wenn das Kurzzeitgedächtnis nicht immer mitmacht, erinnert sich die kleine Frau mit den schneeweißen Haaren gut an ihre Zeit bei den Kinderfreunden, den Naturfreunden und natürlich in der SPD. „Wir haben gerade keine leichte Zeit in der Partei“, sagt Kolat im Gespräch. „Die hatten wir auch nicht“, antwortet Klückmann.
Eine Brosche für 85 Jahre Mitgliedschaft
Sie ist eines von fünf Parteimitgliedern, die 85 Jahre oder länger in der SPD sind. Die Falken-Mitgliedschaft wird dabei angerechnet. Für dieses Jubiläum gibt es von der Partei eine Brosche mit drei Diamanten. Dilek Kolat heftet sie der kleinen Frau vorsichtig an das schwarz-weiß gemusterte Kleid und überreicht eine Urkunde. Damit ist der offizielle Teil beendet.
Gerda Klückmann möchte nun wissen, was in der SPD so los ist. „Was wird heute für die Jugendarbeit gemacht?“, fragt sie. Und: „Gibt es noch Falken-Gruppen?“ Als Jugendliche war Klückmann selbst viel mit den Falken unterwegs, Fahrten nach Österreich, Zeltlager in Süddeutschland. „Wir haben viel Schönes erlebt damals.“
Partnerbörse Naturfreunde
Ihren Mann Walter lernte sie bei den Naturfreunden kennen. Sie heirateten im April 1943. Er kam nicht aus dem Krieg zurück. Wieder geheiratet hat Gerda Klückmann danach nicht, aber viel Zeit mit ihren fünf Geschwistern und ihren Familien verbracht. „Mit 80 hat sie sich noch an der Hüfte operieren lassen“, erzählt eine Nichte. „Sie will ja hundert werden.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.