Parteileben

Führungsakademie: Wie die SPD künftig ihr Spitzenpersonal ausbildet

Seit 2007 bildet die SPD in ihrer „Führungsakademie“ Spitzen-Politiker*innen weiter. Im neuen Jahr öffnet die Parteischule ihr Angebot. Viele Seminare können zudem künftig auch online besucht werden.
von Kai Doering · 29. Dezember 2021
SPD-Logo Bundesparteitag
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Der erste Jahrgang der „Führungsakademie der sozialen Demokratie“ startete 2007 in die zweijährige Ausbildung. Unter den 42 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war auch ein junger Genosse aus Niedersachsen. Den 29-jährigen Vorsitzenden des Unterbezirks Soltau-Fallingbostel und stellvertretenden Juso-Bundesvorsitzenden kannten damals eher Eingeweihte. 14 Jahre später wird Lars Klingbeil auch auf der Straße erkannt. Gerade wählte ihn der Bundesparteitag zum neuen SPD-Vorsitzenden neben Saskia Esken.

Die Laufbahn von Klingbeil, der seit 2009 im Bundestag sitzt und zuletzt den erfolgreichen Bundestagswahlkampf der SPD verantwortete, verdeutlicht, worum es in der Führungsakademie geht: Politikerinnen und Politiker der zweiten Reihe machen sich fit für größere Aufgaben. „Ich möchte nichts von dem, was mir die Führungsakademie gegeben hat, missen – nicht das Wissen und nicht die tollen Menschen, die ich dabei kennenlernen durfte“, sagt Nancy Faeser, wie Klingbeil Akademie-Absolventin der ersten Stunde und frisch ernannte Bundesinnenministerin. 420 Genossinnen und Genossen haben zwischen 2007 und 2020 die Führungsakademie absolviert. Zwölf von ihnen wurden Mitglieder der Bundesregierung, 22 von Landesregierungen.

Die Auswahl entfällt

Der Anstoß für die Idee kam vom damaligen Generalsekretär Hubertus Heil. Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Parteipräsidiums wählte er die 42 Absolventinnen und Absolventen aus allen Bewerbungen aus. Wer mitmachen wollte, musste mindestens einem Unterbezirk vorstehen oder ein politisches Mandat auf Landes- oder Bundesebene haben. So ist es bis heute geblieben. Zum neuen Jahr allerdings ändert sich Entscheidendes: „Der Auswahlprozess entfällt und die Führungsakademie ist für die Zielgruppe online ganzjährig geöffnet“, sagt Klaus Tovar, Leiter der Parteischule im Willy-Brandt-Haus. Die hat im Dezember rund 3.000 Genossinnen und Genossen per E-Mail angeschrieben und zum Jahresprogramm der Führungsakademie eingeladen.

Das Besondere: Sie alle können, wenn sie wollen und einen kleinen Kostenbeitrag leisten, die Seminare besuchen und sich weiterbilden. „Wir bieten unseren Spitzengenossinnen und -genossen ein gleichermaßen exklusives wie nützliches Spezialwissen an“, erklärt Bundesgeschäftsführerin Jessika Wischmeier. Neben Führungstrainings werden etwa Workshops zum Umgang mit Medien und zur eigenen Persönlichkeitsbildung angeboten. „Wir arbeiten mit Coaches zusammen, die auch in der Wirtschaft und bei NGOs erfolgreich sind“, erklärt Klaus Tovar.

Lernen mit Teamgeist

Die Seminare finden größtenteils online auf dem neuen Seminarportal der Parteischule statt. Die digitalen Erfahrungen der Corona-Zeit seien dabei mit eingeflossen, erklärt Tovar. Anfang September kommenden Jahres wird es ein Traininings- und Netzwerktreffen in Berlin geben. Denn das gegenseitige Kennen- und voneinander lernen ist natürlich ein wichtiger Aspekt der Führungsakademie. „Ich mag den Teamgeist, der dort entsteht“, erinnert sich Hanka Kliese. „Das Gelernte und etliche wunderbare Kontakte begleiten mich bis heute“, sagt die stellvertretende Vorsitzende der SPD-Fraktion im sächsischen Landtag.

Erfahrungen wie Kliese sollen künftig noch viel mehr Genossinnen und Genossen machen können. „Die neue SPD-Führungsakademie ist ganzjährig offen und für mehr Mitglieder als bisher zugänglich“, fasst Jessika Wischmeier zusammen. Damit hebe sich die SPD auch von anderen Parteien ab. „Die SPD bleibt die einzige Partei, die in der Breite und in der Spitze der Partei auf Weiterbildung setzt.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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