Fridays for Future und die SPD: Volles Engagement im Klimawahlkampf
Seit die Klimaschutzproteste von Fridays for Future Ende 2018 begannen, erleben die Grünen ein Hoch in Umfragen. Angetrieben durch Werte jenseits der 20 Prozent hat die Partei mit Annalena Baerbock erstmals auch eine Kanzlerkandidatin nominiert. Doch ist der Zusammenhang zwischen Klimaschutz als medial viel beachtetem Thema und dem Höhenflug der Grünen überhaupt gerechtfertigt? Es gibt viele, die das anders sehen. Auch Aktivist*innen, die sich bei Fridays for Future auf lokaler Ebene engagieren. Für sie ist vielmehr die SPD die Partei, die es am besten versteht, den Spagat zwischen sozialer Gerechtigkeit und der Bekämpfung des Klimawandels hinzubekommen.
Mehr als 50 Sozialdemokrat*innen bei „Klimagerecht“
Zu ihnen gehört Tim Vollert. Der 20-jährige Student aus Höxter in Ostwestfalen ist stellvertretender Juso-Kreisvorsitzender und organisiert seit 2019 Proteste und Aktionen von Fridays for Future. Nun hat er „Klimagerecht“ initiiert, ein Netzwerk von mehr als 50 Sozialdemokrat*innen, die sich zugleich als Sprecher*innen oder Aktivist*innen von Fridays for Future engagieren. „Uns geht es auch darum, das Image der klimafreundlichen SPD im Wahlkampf zu pushen“, sagt Vollert im Gespräch mit dem „vorwärts“.
Die SPD habe als Teil der Bundesregierung „wenig Liebe“ von Klimaaktivist*innen erhalten. Er wollte hingegen zeigen, dass Klimaschutz kein ausschließliches Thema der Grünen ist und organisierte daher bereits als Schüler Demonstrationen. Er ist überzeugt: „Die SPD kann Klimaschutz.“ Das zeige auch das jüngst auf dem ersten digitalen Bundesparteitag beschlossene Zukunftsprogramm der Sozialdemokrat*innen zur Bundestagswahl.
Klimawahlkampf für die SPD
Ursprünglich wollte Vollert selbst zur Bundestagswahl als Direktkandidat in Nordrhein-Westfalen antreten. Er wäre wohl eine*r der jüngsten SPD-Kandidat*innen deutschlandweit gewesen. Die Sozialdemokrat*innen vor Ort entschieden sich letztlich mehrheitlich für den Tierarzt Ulrich Kros als Direktkandidaten für den neu gebildeten Wahlkreis Höxter-Gütersloh III-Lippe II. Vollert war enttäuscht nach der Entscheidung, hegte jedoch keinen Groll. „Meine Sorgen vor der Klimakrise verschwinden nicht durch eine persönliche Niederlage“, sagt er.
Statt sein Engagement zurückzufahren bringt er sich aktiv in den Bundestagswahlkampf ein, nutzt die bundesweiten Kontakte, die er durch seine Kandidatur geknüpft hat, und gehört dem Wahlkampfteam von Ulrich Kros an. „Es geht darum, auch Klimawahlkampf zu machen. Denn es steckt bei diesem Themsa viel Potenzial in der SPD“, sagt er. Die SPD sieht er als richtige Partei für sozialen Klimaschutz. Zudem gehe es ihm darum, nicht nur rumzunörgeln, sondern sich auch konstruktiv Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels anzunähern.
Fernziel: Arbeitskreis Klima
Langfristig will das Netzwerk „Klimagerecht“ dafür sorgen, dem Thema Klimaschutz innerhalb der Sozialdemokratie einen noch höheren Stellenwert beizumessen als bislang ohnehin schon. Das Fernziel sei daher auch, einen bundesweiten Arbeitskreis Klima zu gründen. Dafür gibt es aber laut Vollert noch keinen Zeitplan. Im Vordergrund stehe erst einmal die anstehende Bundestagswahl und der Klimawahlkampf für die SPD.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo