Parteileben

Falsches Signal: Warum die Sylter SPD die Lindner-Hochzeit kritisiert

Drei Tage lang feierten FDP-Chef Christian Lindner und die Journalistin Franca Lehfeldt ihre Hochzeit auf Sylt. Aus Sicht der Insel-SPD geht davon ein „völlig falsches Signal“ aus.
von Kai Doering · 10. Juli 2022
Falsches Signal: Die Hochzeit von Christian Lindner und Franca Lehfeldt (hier bei der Eröffnung der Bayreuther Richard Wagner Festspiele 2018) sorgt auf Sylt nicht nur für Freude.
Falsches Signal: Die Hochzeit von Christian Lindner und Franca Lehfeldt (hier bei der Eröffnung der Bayreuther Richard Wagner Festspiele 2018) sorgt auf Sylt nicht nur für Freude.

Am Donnerstag ging es mit der standesamtlichen Trauung los. Am Freitag folgte ein Polterabend und am Samstag schließlich die kirchliche Trauung in Keitum: Drei Tage lang feierten der FDP-Vorsitzende und Bundesfinanzminister Christian Lindner und die Welt-Journalistin Franca Lehfeldt ihre Hochzeit auf Sylt. Prominente Gäste reisten an. CDU-Chef Friedrich Merz kam mit dem Privatflugzeug. Doch die Feier sorgt nicht nur für Freude.

Sylter-SPD: Dreitägige Party fördert Vorurteile

„Von diesem dreitägigen Festival geht ein völlig falsches Signal aus für unsere Insel und auch für die Politik im allgemeinen“, kritisieren Gerd Nielsen und Peter Marnitz. Nielsen sitzt für die SPD im Sylter Gemeinderat, Marnitz ist Vorsitzender der Sylter Ortsvereins. „Wir gönnen jedem sein privates Glück und freuen uns natürlich, wenn man dieses Glück auf unserer Insel findet“, sagen Nielsen und Marnitz. „Es ist aber ein Unterschied, ob ich als vom Volk gewählter Politiker privat und diskret genussvoll feiere, oder mich ins Scheinwerferlicht dränge und in feudalem Stil meine Festivität öffentlich zelebriere.“ Zumal in Zeiten des Kriegs in der Ukraine, der anhaltenden Corona-Krise und einer auch auf Sylt wachsenden Armut.

Sauer stößt bei den beiden Sozialdemokraten auch auf, dass Lindner erst vor wenigen Tagen in die Schlagzeilen geriet, dass er bei den Wiedereingliederungshilfen für Langzeit-Arbeitslose sparen wolle. Auch wenn hier das letzte Wort noch nicht gesprochen sei, fördere die dreitägige Party auf Sylt „das Vorurteil gegen ,die Politiker, die nur an sich selbst denken und sowieso machen, was sie wollen‘“, fürchten Nielsen und Marnitz.

Sorge um das Image der Insel

Doch die Sozialdemokraten fürchten auch um das Bild von Sylt, dessen Image als „Insel der Reichen und Schönen“ durch Veranstaltungen wie die Lindner-Hochzeit „wieder zementiert“ werde. Dass auf der Insel mehr als 18.000 Menschen lebten, die sich „vielfach mit harter Arbeit ein bescheidenes Leben ermöglichen“, werde dabei völlig außer Acht gelassen. „Wir wünschen uns hier als Gäste Menschen, die um der Insel wegen nach Sylt kommen und unsere Heimat nicht nur als Party-Location und als Kulisse für eine fürstliche Hochzeit sehen“, erläutert Peter Marnitz die mehrheitliche Haltung des SPD-Ortsvereins. Auch die Teilnahme von Bundeskanzler Olaf Scholz an der Hochzeitsfeier sehe man daher kritisch.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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