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„Endstation Rechts“ erhält europäischen Bürgerpreis

Seit zehn Jahren berichtet das von den Jusos Mecklenburg-Vorpommern gegründete Nachrichtenportal „Endstation Rechts“ über Rechtsextremismus. Preiswürdig, findet das Europäische Parlament – und hat die Seite nun mit seinem Bürgerpreis ausgezeichnet.
von Peter Schraeder · 20. September 2016
Barlen, Barley und Storch Heinar
Barlen, Barley und Storch Heinar

„Ich freue mich, dass unser Einsatz für Offenheit, Menschlichkeit und Toleranz auf diese Weise geehrt wird“, sagte Julian Barlen, der Projektleiter von „Endstation Rechts“, bei der Preisverleihung am Montag in Berlin. Das Portal dokumentiert seit 2004 den Extremismus und Populismus vom rechten Rand.

Es sei deshalb so wichtig, weil „ethnische Minderheiten in der gesamten EU nach wie vor mit Diskriminierungen konfrontiert sind“, erklärte die Laudatorin Iris Hoffmann. Die Europaabgeordnete der SPD hatte das Portal 2006 mitinitiiert. Der Bürgerpreis des Europäischen Parlaments wird seit 2008 verliehen. Er richtet sich an Personen oder Projekte, die sich für eine Integration innerhalb Europas einsetzen.

Storch Heinar gegen Nazis

Neben der Website betreibt das Team um Barlen auch das Modelabel „Storch Heinar“. Der Name ist eine Anspielung auf „Thor Steinar“, eine bei Neonazis beliebte Modemarke. „Wir haben schnell gemerkt, dass wir neben dem faktenbasierten auch einen humorbasierten Ansatz brauchten, um die Rechtsradikalen zu entlarven“, sagte Barlen.

Das Markenzeichen des satirischen Modelabels, ein Storch mit Hitlerbärtchen und roter Krawatte, ist inzwischen zum Maskottchen von „Endstation Rechts“ geworden. Es ist mit von der Partie, wenn die Teammitglieder in Schulen oder bei Veranstaltungen über die Gefahren des Rechtsradikalismus aufklären. „Wir wollten in der Pädagogik die ausgetretenen Pfade verlassen“, sagte Barlen. In Schulen veranstalten die Betreiber des Portals zum Beispiel Diskussionsrunden oder Konzerte.

Neuer Schwerpunkt AfD

Anlass für die Gründung von „Endstation Rechts“ war der Einzug der NPD in den sächsischen Landtag 2004. Als zwei Jahre später in Mecklenburg-Vorpommern ein ähnlicher Erfolg der Rechtsextremen absehbar war, gründeten die dortigen Jusos das Portal. Es wird bis heute ehrenamtlich betrieben; der Schwerpunkt der Berichterstattung hat sich aber verändert.

„Einerseits freuen wir uns, dass die NPD aus dem Landtag in Mecklenburg-Vorpommern raus ist und auch in Berlin kaum gewählt wurde“, sagte Barlen mit Blick auf die Wahlergebnisse vom 4. Und 18. September. „Anderseits beobachten wir mit Sorge den Aufstieg der AfD, die mit den gleichen Themen erfolgreich ist, wie früher die NPD.“ Storch Heinar soll jedenfalls bald eine Gefährtin bekommen: die adelige Störchin Trixi von Adebar.

Bürgerpreis an Rettungsschiff

Europaweit erhalten in diesem Jahr 50 Initiativen und Personen den Bürgerpreis des Parlaments. Aus Deutschland kommen vier weitere Preisträger; besonders beeindruckt war die Jury von dem Projekt „SOS Mediteranee“. Der Verein betreibt ein Schiff im Mittelmeer mit dem er bereits mehr als 4000 Flüchtlingen das Leben gerettet hat. Der Gründer des Projekts, Klaus Vogel, kritisierte, dass „die Flüchtlinge das Ergebnis einer Politik sind, für die wir alle stehen“.

Ausgezeichnet wurde auch die Vereinigung „Frauen in der Euregio Maas-Rhein“, die im Länderdreieck Niederlande-Belgien-Deutschland seit mehr als 40 Jahren gemeinsame Veranstaltungen organisiert. Für ihren Einsatz in der deutsch-polnischen Völkerverständigung erhielten sowohl die Einzelperson Erwin Vollerthun als auch das berufliche Schulzentrum Wurzen den Bürgerpreis.

Autor*in
Peter Schraeder

studiert Public History an der Fu Berlin.

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