Parteileben

Eine linke Geschichte

von ohne Autor · 28. November 2011
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Ihre ersten Begegnungen mit der Juso-Linken hat Franziska Drohsel in nicht allzu guter Erinnerung. "Wie deutlich darf Systemkritik formuliert werden? Darf man Kapitalismus beim Namen nennen und seine Überwindung als Ziel formulieren?" Das waren die Fragen, die sich die frühere Vorsitzende der Jusos zunächst selbst stellte. Und sie gelten bis heute, das wurde auf dem Bundeskongress am vergangenen Wochenende erneut deutlich.

Im Jahr 2011 verstehen sich die Jusos als "sozialistischer, feministischer und internationalistischer Richtungsverband", doch das war nicht immer so. Die Zeit nach der so genannten Linkswende 1969 war geprägt von vielfältigen Diskussionen, die ihren Niederschlag innerhalb verschiedener "Strömungen" fand. "Die theoretischen Auseinandersetzungen traten erstmals auf dem Hannoveraner Strategiekongress von 1971 hervor", heißt es im Sammelband "JusoLinke.", den der Vorsitzende Sascha Vogt herausgegeben hat.

Tradition und Weiterentwicklung

Beschrieben werden darin "40 Jahre theoretische Orientierung der Jusos - Vom Hannoveraner Kreis zum Netzwerk linkes Zentrum" aus höchst subjektiver Sicht. Neben persönlichen Erinnerungen wie der von Franziska Drohsel, die schließlich alles Skepsis über Bord warf und heftig für den demokratischen Sozialismus stritt, finden sich in dem Buch auch eher historische Einlassungen ("Der Hannoveraner Kreis - Die ersten 20 Jahre", in denen Begriffe wie "Stamokap" oder Personen wie Klaus-Uwe Benneter eine Rolle spielen) und Strategiekonzepte ("Handlungsmöglichkeiten im Finanzmarktkapitalismus und darüber hinaus).

Besonders interessant liest sich der Beitrag von Sascha Vogt, der sich "Jusos und SPD im neuen Jahrzehnt" widmet und fragt: "Wohin geht die Reise?" Vogt sieht die "Jusos in der doppelten Opposition" und stellt (An)Forderungen auf, wie die Jungsozialisten ihrer Rolle gerecht werden. So sollen sich die Jusos "auf allen Ebenen der Partei bei der inhaltlichen Neuaufstellung einmischen" (was sie bereits getan haben) und "wieder stärker an der Lebenswelt junger Menschen orientieren" (was sie zumindest vielversprechend versuchen).

Das Buch solle "sowohl der Vergewisserung der eigenen Tradition dienen, als auch einen Beitrag dazu leisten, unsere aktuellen Diskussionen weiterzuentwickeln" schreiben Thilo Scholle und Jan Schwarz in der Einleitung. Beides ist den Autoren ohne Frage gelungen. Für Angehörige der "Strömung" wie für ihre Kontrahenten fördert die Lektüre sicher viel Interessantes zu Tage. Bei Außenstehenden, denen das Innenleben der Jusos eher fremd ist, wird das Buch dagegen eher Fragen aufwerfen. Doch diese könnten ja Anlass sein, sich näher mit den Jungsozialisten zu beschäftigen.

Sascha Vogt (Hg.): JusoLinke., 40 Jahre theoretische Orientierung der Jusos - Vom Hannoveraner Kreis zum Netzwerk linkes Zentrum, spd Verlag, Dortmund 2011, ISBN 978-3-922489-31-3, 11,90 Euro

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