Ein hartes Stück Arbeit: Warum eine Altenpflegerin in den Bundestag will
Foto: Dirk Bleicker
Frau Moll, was hat Sie als Altenpflegerin dazu bewogen, für den Bundestag zu kandidieren?
Die Pflegereform. Da wurde der stationäre Bereich im Gegensatz zum ambulanten nicht gut genug berücksichtigt. Das hat mich geärgert. Natürlich wäre es schön, wenn jeder so lange zu Hause gepflegt werden würde, wie er möchte. Aber das können sich die Angehörigen nicht immer leisten. Sie gehen oft genug gesundheitlich weit über ihre Grenzen. Da hätte ich mir gewünscht, dass auch der stationäre Bereich aufgewertet wird, in dem ich seit 27 Jahren arbeite. Ich kann nur sagen: wir leisten verdammt viel.
Als Altenpflegerin sind Sie eine Ausnahmeerscheinung unter den Kandidaten zum Bundestag. Macht Ihnen das Angst?
Die Frage, ob ich Angst habe, z.B. vor Podiumsdiskussionen, höre ich oft. Natürlich ist mir mein Gegenkandidat rhetorisch überlegen. Das ist ja kein Wunder, denn er ist Anwalt und sitzt seit 12 Jahren im Bundestag. Angst macht mir das aber nicht. Angst macht mir, wenn ich Nachtdienst habe und alleine für 53 kranke Menschen verantwortlich bin. Da wünsche ich mir, dass hoffentlich alles gut geht.
Werden Sie als Beschäftigte im Pflegebereich ihrer Berufsgruppe mehr Stimme verleihen und damit auch eine Lücke im Parlament füllen?
Ja. Meine Schwerpunkte werden Pflege und Gesundheitswesen, aber auch Altersarmut sein. Ich habe viele Bewohner, die können sich nicht einmal mehr einen Frisör leisten oder ein Medikament. Das ist ein wichtiges Thema.
Sehen Sie sich als Vorbild für alle, die etwas verändern wollen?
Natürlich. Man muss auch wollen. Aber es ist ein hartes Stück Arbeit und ein langer Weg. Ich mache das ja neben meinem Beruf. Viele Wahlveranstaltungen sind am Wochenende. Aber auch da habe ich manchmal Dienst. Deshalb werde ich mir unbezahlten Urlaub nehmen. Sechs Wochen, mehr kann ich mir nicht leisten.
Wie ist die Unterstützung in ihrem Bezirk?
Sehr gut. Ohne Unterstützung würde es auch gar nicht gehen. Ich kandidiere für die StädteRegion Aachen, da gehört auch Würselen dazu. Unser Kanzlerunterbezirk. Auf den Martin lasse ich nichts kommen. Mit ihm würde ich auch zu Fuß nach Berlin laufen.
Und wie sind ihre Aussichten?
Ganz klar: Ich hole das.
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hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.