Parteileben

Eigene Kampagne: Wie die SPD in Südhessen mehr Mitglieder werben will

Zehn Prozent mehr Mitglieder will der SPD-Unterbezirk Darmstadt-Dieburg in Südhessen gewinnen. Damit das gelingt hat sie eine eigene Kampagne gestartet, mit Plakaten, Flyern und im Internet. Die Idee dazu entstand am Stammtisch.
von Jonas Jordan · 5. Oktober 2022
Seit Anfang September läuft die Mitgliederkampagne der SPD Darmstadt-Dieburg.
Seit Anfang September läuft die Mitgliederkampagne der SPD Darmstadt-Dieburg.

Das, was sie südlich von Darmstadt seit kurzem machen, ist hessenweit einmalig, vielleicht sogar deutschlandweit. Davon sind die Genoss*innen überzeugt, als sie Anfang September mit einer Kick-Off-Veranstaltung in einem unscheinbaren Gewerbegebiet in Roßdorf-Gundernhausen ihre auf ein Jahr angelegte Mitgliederkampagne starten. Plakate, Flyer und anderes Werbematerial stehen für die 23 Ortsvereine im Flur bereit. 16 sind mit dabei, manch einer muss noch überzeugt werden. Doch das Gros ist motiviert und freut sich auf die Kampagne.

Idee entstand am Stammtisch

Kein Wunder, kam die Idee dafür doch aus den eigenen Reihen. Denn einmal im Monat treffen sich die Vorsitzenden der 23 Ortsvereine im SPD-Unterbezirk Darmstadt-Dieburg zum lockeren Austausch bei einem Stammtisch. Bei der Gelegenheit kam der Wunsch auf, eine Mitgliederkampagne zu starten.

Petra Kutzer ist SPD-Vorsitzende in der mehr als 15.000 Einwohner zählenden Stadt Reinheim. Der Ortsverein macht zahlreiche Aktionen das ganze Jahr über. „Am 1. Mai waren 250 Leute da. Wir haben dauernd noch mehr Tische und Bänke aufgestellt, hatten aber nichts von uns auf den Tischen liegen“, sagt Kutzer.

Sieben Motive werben für die SPD

Das ist ab sofort anders. Sieben verschiedene Motive werben nun für den Beitritt zur Sozialdemokratie im mit mehr als 2.500 Mitgliedern ohnehin schon großen Unterbezirk. „Sabine würde niemals eine Rede vor vielen Leuten halten! Sie möchte gern Feste für Familien mitorganisieren“ oder „Yusuf interessiert sich nicht für die große Politik in Berlin. Er möchte vor Ort etwas bewegen und für die Menschen tun“ steht da beispielsweise geschrieben.

Nachdem die Materialien verladen sind, laufen bei Bratwurst und Kaltgetränken schon die ersten Wetten, welcher Ortsverein die meisten Mitglieder dazugewinnen wird. Pfungstadt als größter? Oder Modautal, wo die Vorsitzende Ulrike Hasse einen SPD-Stammtisch abwechselnd in allen elf Ortsteilen plant? Die Kampagne sei wettbewerbsmäßig gedacht, erklärt Pressesprecher René Wenner. Welchen Preis der Sieger erhalten wird, will er noch nicht verraten. „Ich freue mich sehr, dass wir so eine starke Basis haben“, sagt er. Diese Freude teilt auch Heike Hofmann. Die Unterbezirksvorsitzende und Landtagsabgeordnete freut sich über die „tolle Kampagne“ und hofft auf zehn Prozent Mitgliederzuwachs binnen einem Jahr.

Den Wahlsieg fest im Blick

Das hat einen Grund: Im Herbst 2023 steht die nächste Landtagswahl an. Nach dann 24 Jahren soll Schluss mit der CDU-Regentschaft sein. „Wir wollen den Wechsel in Hessen“, sagt Hofmann. Auch deshalb ist es aus ihrer Sicht „eine gute Zeit, um diese Kampagne zu machen“. Mit der soll es auch darum gehen, einen Mehrfacheffekt zu erzielen: „Wir wollen das Bild einer aktiven, lebendigen und positiven SPD transportieren.“

Bei den knapp 20 Genoss*innen in Roßdorf gelingt das an diesem Abend. Von ihnen ist übrigens niemand auf den Plakaten zu sehen. „Wir haben bewusst fiktive Personen ausgewählt“, erklärt Unterbezirksgeschäftsführer Justin Witzeck. Denn das Ziel der Kampagne sei nicht, Werbung für Menschen in der SPD zu machen, sondern diejenigen zu adressieren, die offen für einen Parteibeitritt seien, aber noch nicht angesprochen wurden. Studien zufolge seien das 10 Prozent der Bevölkerung. Genug Potenzial also für eine erfolgreiche Mitgliederkampagne.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

0 Kommentare
Noch keine Kommentare