Drive-In mit Stephan Weil: Einmal SPD-Politik zum Mitnehmen, bitte!
Stephan Weil steht auf einem Parkplatz und wartet. Es ist Samstagvormittag, kurz vor elf Uhr, vor den Toren Hannovers, genauer gesagt in die Gemeinde Isernhagen ist der niedersächsische Ministerpräsident der Einladung des örtlichen SPD-Bürgermeisterkandidaten Philipp Neessen gefolgt. Coronakonform steht Weil mit aufgezogener FFP2-Maske da. Schon kommen die ersten Autos. Das erste hält neben Weil, mit heruntergelassenem Fenster – der Wunsch nach einem kurzen Gespräch mit dem ranghöchsten Politiker des Bundeslandes. Nur einige Minuten, dann folgt der nächste Wagen. Das ist das Konzept des politischen Drive-In. Einmal SPD-Politik zum Mitnehmen quasi.
Mit 21 zum Ortsbürgermeister
Die Idee dafür hatte Neessen, als er Essen beim Italiener abholte. „Ich dachte, so könnte man doch auch politische Gespräche corona-konform führen“, berichtet er. Für dieses Jahr hat sich der SPD-Kommunalpolitiker viel vorgenommen. Schon 2016 wurde er mit 21 Ortsbürgermeister von Altwarmbüchen. Dieses Jahr will er zum Bürgermeister der gesamten Gemeinde Isernhagen mit ihren rund 23.000 Einwohner*innen gewählt werden. Dafür startet er früh mit dem Wahlkampf, auch wenn der neue Rathauschef erst am 12. September bestimmt wird.
Neessen ist Kommunalpolitiker aus Leidenschaft: „Als ich vor zehn Jahren in die SPD eingetreten bin, wusste ich nicht wirklich, was Kommunalpolitik ist und habe mich nur für Bundespolitik interessiert. Ich habe dann schnell gemerkt, wie viel Spaß es macht, wenn man sich für Themen einsetzt und sich etwas bewegt vor Ort.“
Weil: „Na, wir läuft das jetzt?“
Ende Januar testete er seine Idee mit dem politischen Drive-In zum ersten Mal. „Das kam das schon sehr gut an“, berichtet er. Viele Gespräche habe er geführt, auch wenn er damals noch alleine als Bürgermeisterkandidat auf dem Parkplatz eines Logistik-Unternehmens stand. „Da kamen auch ganz viele ältere Bürgerinnen und Bürger vorbei, die einfach mal wieder jemanden sehen und einen Schnack halten wollten“, sagt Neessen. Zudem habe er bei ganz vielen Menschen den Wunsch gemerkt, mal mit jemandem zu sprechen und ihre Anregungen weiterzugeben.
Warum also nicht einfach den Ministerpräsidenten dazu einladen? Weil, der ihn schon vor fünf Jahren im Wahlkampf unterstützte, habe sofort zugesagt. „Na, wie läuft das jetzt?“, fragt Weil am Samstagvormittag und dann geht es auch schon los. Es ist eine bunte Mischung an Themen und Gesprächspartner*innen. Fluglärmgeplagte, eine Kosmetikstudiobetreiberin, die wissen will, wann sie wieder öffnen darf. Eltern, die sich über die Notbetreuung in der Kita ihrer Kinder beklagen. „Es gab aber auch ganz viele, die gesagt haben, sie wollten einfach mal Hallo sagen und sich für den Einsatz bedanken, dass sich der Ministerpräsident in dieser Situation auf einen Parkplatz stellt und sich Zeit für die Menschen nimmt“, berichtet Neessen.
Nächste Termine in Planung
Weil der Andrang so groß war, hängt Weil kurzerhand noch einmal zehn Minuten hinten dran, damit auch alle Autofahrer*innen die Möglichkeit bekommen, ein kurzes Gespräch mit dem Ministerpräsidenten zu führen. Als er wieder auf dem Rückweg ist, schickt Neessen ihm noch eine SMS, bedankt sich für Weils Besuch. Der postet derweil auf Facebook: „Die Corona-Pandemie macht auch den politischen Austausch schwieriger. Deshalb ist es klasse, dass neue Formate wie hier in Isernhagen von Philipp Neessen durchgeführt werden, um mit den Bürgern in Kontakt zu kommen. Es hat mir viel Spaß gemacht.“
Es soll nicht der letzte politische Drive-In bleiben. Das steht für Neessen schon fest. Steffen Krach, SPD-Kandidat als Präsident der Region Hannover, hat schon zugesagt.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo