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Dortmund: Warum Thomas Westphal Oberbürgermeister werden will

In den 90er-Jahren war er Juso-Bundesvorsitzender. Nun will Thomas Westphal Oberbürgermeister von Dortmund werden und damit die lange Tradition von sozialdemokratischen Stadoberhäuptern seit 1946 fortsetzen.
von Maike Mackerodt · 1. September 2020
Thomas Westphal will Oberbürgermeister von Dortmund werden.
Thomas Westphal will Oberbürgermeister von Dortmund werden.

Corona macht erfinderisch: Der SPD-Spitzenkandidat Thomas ­Westphal kämpft in der heißen Phase der Kommunalwahlkampfes in Nordrhein-Westfalen verstärkt auch digital um das Amt des Dortmunder Oberbürgermeisters, mit Talks auf Facebook und Video-­Gesprächen via Tablet.

Mit Küchentisch-Gesprächen gestartet

In Dortmund hat die Partei bereits im Juni einen Coup gelandet und veranstaltete als erste einen Parteitag im Autokino, vor Hochöfen auf dem alten Stahlwerksgelände Phoenix West. Jetzt will Thomas Westphal (SPD), der als ehemaliger Bundesvorsitzender der Jusos Vorgänger von Andrea Nahles war, eine große linke Tradition fortsetzen. Ziel ist, am 13. September für die mächtige Dortmunder SPD die Oberbürgermeisterwahl zu gewinnen und Nachfolger von OB Ullrich Sierau (SPD) zu werden. Dort, wo all seine Vorgänger in den vergangenen 74 Jahren Sozialdemokraten waren. Dafür geht der Chef der Dortmunder Wirtschaftsförderung bewährte, aber auch neue Wege.

Im September vorigen Jahres startete der SPD-Spitzenkandidat in der 600.000-Einwohner-Stadt sehr ambitioniert mit Küchentisch-Gesprächen. „Es gab junge Leute, die nicht wussten, was ein Oberbürgermeister ist, das hat mich überrascht“, so Thomas Westphal, „es wurde über das gesprochen, was Jung und Alt bewegt“. Bis zum Lockdown redete der gebürtige Lübecker mit 44 Organisationen – vom DGB über den Mieter- und Naturschutz bis zu den Fans vom BVB – über sein Wahlprogramm.

„Jeden Tag was Neues wagen“

Doch seit der Corona-Krise „müssen Kommunikation und Formate wöchentlich neu angepasst werden“. Der Diplom-Volkswirt, der vor 23 Jahren ins Ruhrgebiet kam, experimentiert mit seinem Wahlkampfteam seitdem mit ­neuen ­Ideen. Bis zum Ferienbeginn ­talkte ­Thomas Westphal zweimal die Woche live mit interessanten Persönlichkeiten aus Dortmund auf Instagram: „Der ­Response zeigte: Bis zu 500 Leute schauten zu.“ Lokalwahlkampf bedeutet, jetzt auch über Social Media eine Gefolgschaft aufzubauen. Er sei überrascht, wie breit die Wirkung ist und welche Multiplikation das hat. Außerdem gibt es eine Website: „Meine Homepage ist das Herzstück, da läuft die Kommunikation zusammen, da wird alles gebündelt.“

Anfang Juli schickte Thomas Westphal Teams mit Tablets in die Stadt oder in die Fußgängerzone. So konnte der OB-Kandidat vom Schreibtisch aus mit den Leuten skypen. „Es gab erst Irritationen, dann wurde über das gesprochen, was auch am Wahlkampftisch Thema ist, was die Menschen alltäglich beschäftigt“, so der SPD-Politiker. Seit Ferienende macht Thomas Westphal außerdem digitalen Wahlkampf auf Facebook (FB). Dialogformate mit stadtteilbezogenen Gruppen wie „Mein (kulinarisches) Dortmund“: „Das Gespräch nehmen wir auf und stellen es auf die FB-Seite.“ Es gibt wieder Wahlkampftische, persönliche Kontakte mit Abstand wie zuletzt im Park, „da musste man schreien, aber es ging“. Dem OB-Kandidaten ist die Mischung wichtig: „Wir sind sehr digitalaffin in Dortmund, aber der persönliche Kontakt ist nicht zu ersetzen. Mein Wahlspruch: Mut zur ­Kreativität, jeden Tag was Neues wagen.“

Erschienen am 28. August auf demo-online.de

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Autor*in
Maike Mackerodt

ist Journalistin, Audio-Biographin und Coach. Lebt in Troisdorf bei Köln, arbeitet seit 1996 frei für den Öffentlich-Rechtlichen Hörfunk (WDR5) und schreibt regelmäßig für die DEMO. Homepage: www.rhein-reden.de.

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