Disrupt SPD: Von der Idee zum Generalsekretär in einem Jahr
Im Dezember schrieb Jonas Freist-Held gemeinsam mit Maximilian Krahé das „Pariser Manifest“ – ein 30-seitiges Papier zur Zukunft der Sozialdemokratie. Darin formulierte der 26-Jährige erstmals seine Idee eines Grundeinkommensjahr. Unter dem Titel „Entfaltung, Baby!" reichte er diese Idee im April beim Innovationskongress der Initiative „Disrupt SPD“ in Berlin ein. Mit Felix Sieker, Christian Küsters, Sebastian Geschonke und Fabian Waiblinger fand sich Freist-Held dort als Team zusammen.
„Erwerbsarbeit muss aus dem Zentrum des menschlichen Daseins gerückt, neue Freiräume für menschliche Entfaltung geschaffen werden“, heißt es in der Beschreibung des Projekts. Mit ihren Überlegungen, alle 15 Jahre ein Sabbatjahr einlegen zu können, überzeugten sie die Jury, zu der unter anderem die Berliner Bundestagsabgeordnete Cansel Kiziltepe, die NRW-Landtagsabgeordnete Christina Kampmann und der Musikproduzent Tim Renner gehörten.
„Wir haben anschließend weiter daran gearbeitet, auch mit Cansel Kiziltepe. Wenig später gab es ein Treffen mit Lars Klingbeil“, berichtet Jonas Freist-Held, der sich darüber freut, wie schnell die Idee gewachsen ist. In dieser Woche griff sie SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil in etwas veränderter Form auf. „Dieser Weg hat mich ermutigt, über innovative Konzepte wie Disrupt SPD Schlagkraft zu entwickeln. Solche Formate brauchen wir in der SPD häufiger und regelmäßiger“, fordert Freist-Held.
Disrupt SPD als Experimentierplattform
Tom Schlansky hat die Initiative „Disrupt SPD“ Ende vergangenen Jahres mitbegründet. Der Sozialdemokrat sagt: „Unser Credo ist: Experimente, Experimente, Experimente! Die SPD muss wieder mutig sein.“ Schlansky freut sich über den Erfolg der Gewinneridee von „Disrupt SPD“. „Es ist schön zu sehen, wie die Idee ihren Weg geht.“ Grundsätzlich sieht sich „Disrupt SPD“ als Experimentierplattform für Veränderungen in der SPD: „Wir sind an die Partei angedockt, um Impulse in die SPD reinzugeben.“
Es geht um strukturelle Veränderungen, direktere Kommunikation und mehr Raum für innovative Ideen. „Ganz ohne Ämter, aber mit einer Mischung aus Enthusiasmus und einer Prise Übermut wollen wir unsere alte Tante SPD durchschütteln“, schreiben die Initiatoren, zu denen neben Schlansky auch Lasse Thorwesten, Tanja Hille, Daniel Neumann und Margan Sharifzada gehören, auf ihrer Homepage. Die notwendige fundamentale Veränderung der Partei dürfe nicht nur in der Hand von Vorstands-Funktionären oder Ortsvereins-Aktiven sein, sondern sollte bei allen Mitgliedern liegen, fordert die Initiative.
Mit Sprints zur Erneuerung
Deswegen ist „Disrupt SPD“ auch am kommenden Wochenende beim Debattencamp vertreten. „Wir haben uns ein neues Format überlegt: die Disrupt SPD-Sprints“, erzählt Tom Schlansky. Diese Methode beinhaltet eine Arbeitslogik aus der Softwareentwicklung. Ziel dabei ist, langatmige Arbeitsprozesse zu beschleunigen. So soll durch „Action Oriented Politics“ schon nach drei Stunden ein fertiges Ergebnis vorliegen, beispielsweise ein Antragsentwurf oder eine Petition. „Es geht uns um aktions- und ergebnisorientierte Politik“, sagt Schlansky.
Fernziel sei es, einen Instrumentenkoffer für jede SPD-Einheit zu entwerfen und sich so an den Erneuerungsprozess der Partei anzudocken. Beim Debattencamp soll ein Mini-Innovationsprozess innerhalb von einer Stunde simuliert werden. Damit möchte die Initiative ihre Philosophie des „stetigen Experiments“ veranschaulichen.
Berliner SPD debattiert über Grundeinkommensjahr
Die Idee zum Grundeinkommensjahr zieht indes in der Berliner SPD weitere Kreise. Für den Landesparteitag am 16. November liegen gleich zwei Anträge vor, die sich inhaltlich mit diesem Thema beschäftigen. „Es würde mich freuen, wenn wir als Berliner SPD in dieser Hinsicht bundesweiter Vorreiter sein könnten“, sagt der 26-jährige Student.
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ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo