Die SPD trauert um Klaus Harpprecht
„Die Natur hatte ihn nicht zum großen Rhetoriker bestimmt“, so fängt ein Artikel aus dem Jahr 2013 an, den Klaus Harpprecht für den „vorwärts“ verfasste. Titel: „Willy Brandt – Ein Meister der Sprache“. Dem ersten Satz folgt eine wortgewaltige Hommage an den früheren Bundeskanzler und seine Fähigkeit, mit Worten zu berühren. Ein Talent, das auch Klaus Harpprecht auszeichnete.
1927 in Stuttgart geboren begann der Ausnahme-Journalist seine berufliche Laufbahn 1948 als Volontär bei der Wochenzeitung „Christ und Welt“. Er war Kommentator bei RIAS in Berlin und später beim WDR in Köln. Später war er der erste USA-Korrespondent des ZDF. Von 1966 bis 1969 leitete er den S.Fischer Verlag.
Kraftvolle Reden für Willy Brandt
In dieser Zeit freundete er sich mit dem damaligen Außenminister Willy Brandt an – und mit der SPD. Von 1972 bis 1974 war er dann Redenschreiber des inzwischen zum Bundeskanzler gewählten Sozialdemokraten. Ihm werden prägende Begriffe der Ära Brandt zugeschrieben, etwa die „neue Mitte“.
„Als Vertrauter und Redenschreiber Willy Brandts schuf er mit seinen ebenso kraftvollen wie eleganten Formulierungen die kongeniale Sprache zu Brandts Modernisierungs-Politik“, sagt SPD-Chef Sigmar Gabriel. Brandt und Harpprecht habe nicht nur tief empfundene Freundschaft und Loyalität verbunden, sondern auch eine große menschliche und intellektuelle Nähe.
Viele Preise für Klaus Harpprecht
Später war Harpprecht noch Chefredakteur der Zeitschrift „GEO“ und Paris-Korrespondent der Zeit. Seit 1982 lebte er in La Croix-Valmer in Südfrankreich und schrieb von dort aus für Zeitungen und Zeitschriften von der „taz“ bis zur „New York Times“ – vor allem aber schrieb er Biografien. Ein Bestseller wurde sein Werk über Thomas Mann (1995). 2008 schrieb er eine Biografie über Marion Gräfin Dönhoff. Außerdem veröffentlichte er seine Tagebücher aus der Zeit als Redenschreiber bei Willy Brandt im Jahr 2000 unter dem Titel „Im Kanzleramt“. Harpprecht wurde für sein Werk mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Theodor-Wolff-Preis und dem Lessing-Preis.
Klaus Harpprecht war beinahe 50 Jahre SPD-Mitglied. Lange Jahre war er Mitherausgeber der „Neuen Gesellschaft / Frankfurter Hefte“. Er sei der Sozialdemokratie „immer verbunden gewesen, ohne sich von ihr vereinnahmen zu lassen“, erklärte Sigmar Gabriel zu Harpprechts Tod. Und: „Er wird uns fehlen, mit seiner humorvollen Nachdenklichkeit und seiner wunderbaren politischen Prosa“.