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"Bei Wahlen mehrheitsfähig wird Gabriel dann, wenn er durchsetzt, dass die SPD soziale Gerechtigkeit unabhängig vom Einkommen als Leistung für Gegenleistung definiert. Mehrheitsfähig wird er, wenn er die gut verdienenden Facharbeiter, die Kleinunternehmer, den Mittelstand und sogar die Millionäre für sich und seine sozialen Vorhaben gewinnt, statt sie mit Strafsteuern zu verprellen."
Berliner Morgenpost, 16. November

"Was für eine Erleichterung. Endlich ein entschlossener neuer Vorsitzender! Einer, dem die graue Parteiwirklichkeit noch nicht den Schneid abgekauft hat. Einer, der witzig ist und charmant sein kann."
Hamburger Abendblatt, 16. November

"Der Dresdener Parteitag markiert 50 Jahre nach dem Godesberger Programm der SPD eine Zäsur. War Godesberg ein Aufbruch nach außen, wird Dresden irgendwann für die große Erneuerung nach innen stehen. Jetzt muss eine neue Politik folgen."
Rheinische Post, 16. November

"Gabriel hat die Genossen geeint und ihnen die Kampfeslust eingepflanzt. Eine Wiederbelebung. Nun liegt vor Gabriel die große Aufgabe, die SPD dauerhaft als Volkspartei zu retten."
Financial Times Deutschland, 16. November

"Die SPD ist wieder dabei, zu sich selbst zu finden."
Saarbrücker Zeitung, 16. November

"Der Glaubwürdigkeit der SPD wird es ... nutzen, dass der Parteitag keinen plumpen Kurswechsel vornahm, die Rentenbeschlüsse und Arbeitsmarktreformen zwar überprüft, aber ihre Ziele nicht prinzipiell in Frage stellt und auch der populären Foderung nach einem schnellen Afghanistan-Abzug nicht nachkam. Die Themen kommen jetzt in die 'Politikwerkstatt', wie Gabriel sich seine diskussionsoffene Partei vorstellt, die nicht für alles endgültige Antworten hat."
Saarbrücker Zeitung, 16. November

"Das Problem ist nun, dass die DPD mit ihrer Analyse und ersten Beschlüssen den Keim für das kommende Trauma legt. Statt Ideen für einen Aufbruch zu sammeln, beschäftigt sie sich vor allem mit drei Buchstaben-Zahlen-Monstern (Hartz IV, Rente mit 67 und Agenda 2010). Nehmen wir die Rente mit 67, die zwar vorerst unangetastet bleibt, aber die SPD immer noch fertigmacht: Wieso kann eine Partei, die einst Westbindung, Wehrpflicht und Marktwirtschaft schluckte, diese sinnvolle, gerechte Reform nicht produktiv verarbeiten? Wieso schmollen vor allem 50- bis 70-jährige Delegierte über eine Regelung, die mit voller Härte erst ab Jahrgang 1964 greift - während Deutsche im Berufseintrittsalter, die alle bis 67 arbeiten müssen, inzwischen öfter FDP wählen?"
Financial Times Deutschland, 16. November

"Sigmar Gabriel, der ebenso sprachmächtige wie schillernde Vorsitzende, möchte seiner Partei das Denken in veralteten Kategorien abgewöhnen. Er behauptet, wer für eine gerechte Gesellschaft eintrete, für Freiheit, Verantwortung und Solidarität, der sei links, gebe aber die Mitte nicht auf. Das ist klug - Gabriel will seine Partei nicht zwischen der Union und der Linkspartei auf der anderen Seite zerrieben sehen. Doch wohin genau er sie führen möchte, vermag noch niemand zu sagen."
Süddeutsche Zeitung, 16. November

"Gabriel ... ist es gelungen, die Delegierten zu Beifallsstürmen hinzureißen. Seine Mittel waren die Attacke, Union und FDP als die "politische Rechte" in Deutschland darzustellen, und die Aufforderung, den Begriff der "politischen Mitte" neu zu definieren. Die sei nicht statisch, wie es die Politologen glaubten, sondern sie müsse - wie es früher gelungen sei - gestaltet werden. Gabriel will die 'Deutungshoheit' erkämpfen, was 'Mitte' sei.
Frankfurter Allgemeine, 16. November

"Trotzdem markiert der Dresdner Parteitag nicht mehr als einen ersten Schritt zum Wiederaufstieg der SPD. Die schwierige inhaltliche Positionierung steht auf einem Parteitag im nächsten Jahr noch bevor. Bis dahin muss Gabriel allen Bekenntnissen zur innerparteilicher Demokratie zum Trotz klare Pflöcke für einen Weg eingeschlagen haben, der die SPD aus der selbstbezogenen Vergangenheitsdebatte herausführt und für breitere Wählerschichten wieder interessant macht."
Frankfurter Rundschau, 16. November

"Von 100 beschäftigten Personen in der deutschen Wirtschaft sind nur noch ein Drittel Arbeiter. Zwei Drittel sitzen im Büro. Das ist eine ganz andere Gesellschaft als 1949, als wir angefangen haben, die Ärmel aufzukrempeln und zu arbeiten. Möglicherweise haben die Sozialdemokraten noch nicht in ihrer Breite verstanden, wie sehr sich die Gesellschaft verändert hat."
Helmut Schmidt im Hamburger Abendblatt, 14. November

"Nicht, dass die SPD mit Sigmar Gabriel schon wieder siegfähig wäre, nach nur einer Rede. Nicht, dass sie aus dem Loch heraus wäre, in dem sie sich befindet, dem 20-Prozent-Loch. So schnell geht das nicht. Wer klettern will, muss stetig sein. Und braucht ein Team, das sich gegenseitig hilft, eine Seilschaft im besten Sinne. Sonst stürzen alle ab. Aber die neue Zeit, sie kommt. Unweigerlich, wie die Zukunft schon wieder Gegenwart ist."
Tagesspiegel 14. November

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Susanne Dohrn

ist freie Autorin und ehemalige Chefredakteurin des vorwärts.

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