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Die grüne IT-Revolution

von Karsten Wiedemann · 22. April 2009
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Erneut ist eine grüne Revolution im Anmarsch. Nicht in der Landwirtschaft, sondern in der Informationstechnologie. "Green IT" heißt das Zauberwort. Dazu gehört die Nutzung von Computern und Informationstechnologien für besseres und effizienteres Energiemanagement. Also beispielsweise der Einsatz von sogenannten intelligenten Stromzählern (smart meters), die, mit dem Internet verbunden, je nach Uhrzeit die günstigsten Strompreise suchen und entsprechend die Haushaltsgeräte steuern.

Das elektronische Energiemanagement spart Verbrauchern nicht nur Geld, es sorgt auch dafür, dass die Kraftwerke gleichmäßiger genutzt und Lastspitzen vermieden werden. Ab 2010 sollen diese Geräte in Neubauten zur Pflicht werden.

Kraftwerke für Rechenzentren

Die schönsten elektronischen Energiemanagementsysteme nutzen nichts, wenn die Geräte zuviel Energie verbrauchen. Mehr Energieeffizienz für Computer, Server und andere Informationstechniken ist daher ebenfalls Bestandteil von "Green IT".

Der Bedarf wächst: Kaum noch ein Lebensbereich kommt ohne Computertechnik aus. Wir kaufen über das Internet ein, bezahlen per Online-Banking oder lösen ein Handyticket für den Bus. Ganz zu schweigen von der Arbeitswelt: In Unternehmen und Verwaltungen sind die Arbeitsplätze längst mit Computern ausgestattet. Riesige Datenmengen laufen täglich über Server und Rechenzentren. Das kostet Strom und verursacht Kohlendioxid (CO2).

Laut einer aktuellen Studie des Borderstep-Institus im Auftrag des Higtech-Verbandes BITKOM liegt allein der jährliche Stromverbrauch von Rechenzentren in Deutschland bei 10,1 Terawattstunden. Das entspricht der Produktion von vier mittelgroßen Kohlekraftwerken. Kostenpunkt pro Jahr: 1,1 Milliarden Euro.

Der Stromverbrauch in deutschen Rechenzentren hat sich seit dem Jahr 2000 mehr als verdoppelt. Für die kommenden Jahre sagt die Studie eine Steigerung um weitere 50 Prozent voraus. Bei einem ebenfalls prognostizierten Anstieg des Strompreises ist es daher nicht nur aus Klimaschutzgründen geboten, den Energieverbrauch von Computer und Co zu senken.

"Erfahrungsgemäß lassen sich durch eine erste Energieanalyse und einfache Sparmaßnahmen im Schnitt rund 20 Prozent an Energie einsparen", sagte Ralph Hintemann, Bereichsleiter IT-Infrastruktur bei BITKOM. Bis zu 1,3 Milliarden Euro an Energiekosten könnten bei Servern und Rechenzentren in den kommenden Jahren eingespart werden, schätzt er. Weniger Energieverbrauch bedeutet auch weniger produziertes CO2.

BMU unterstützt Innovationen

Die meiste Energie in Rechenzentren geht für die Kühlung drauf. Mit einer besseren Gebäudeplanung, die direkte Sonneneinstrahlung vermeidet oder dem Einsatz moderner Kühltechnik, wie der geothermischen Wasserkühlung, kann viel Energie gespart werden.

Eine wesentliche Rolle könnten vor allem in Unternehmen auch die so genannten Thin-Clients spielen. Hierbei wird die Rechnerleistung nicht mehr vom PC am Arbeitsplatz (client) sondern zentral auf einem Server erbracht, auf dem auch alle Programme installiert sind. Über Tastatur und Bildschirm werden via Netzwerk lediglich Daten abgerufen. Experten nennen das Server Based Computing.

Das Bundesumweltministerium unterstützt Innovation und Energieeffizienz in der Informations- und Kommunika­tionsbranche. "Die erhebliche Zunahme des klimaschädlichen Kohlendioxidausstoßes können wir nur verhindern, wenn die IT-Lösungen deutlich energie- und ressourceneffizienter werden. Das senkt nicht nur die Kosten in den Unternehmen, sondern hilft, den Klimaschutz weiter voranzubringen", so Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD). Unter dem Motto "IT goes green" startete Gabriel kürzlich auf der weltgrößten Computermesse CeBit in Hannover ein 25 Millionen-Euro-Förderprogramm.

Die Studie des Borderstep-Iinstituts ist abrufbar unter: www.bitkom.org/

Ein Dossier zum Thema Green IT gibt es beim Bundesumweltministerium: www.bmu.de

Dieser Artikel erscheint in der neuesten Ausgabe des vorwärts - ab den Samstag, den 25. April 2009 am Kiosk.

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Karsten Wiedemann

Redakteur bei vorwaerts.de bis September 2009, jetzt Redakteur bei Neue Energie, dem Magazin des Bundesverbands für Windenergie

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