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„Die Basis macht's“: Wie die SPD Ammerndorf zurück zum Erfolg fand

Nach der Kommunalwahl 2014 lag die SPD in Ammerdorf, einem 2000-Einwohner-Ort in der Nähe von Fürth, am Boden. Doch sie rappelte sich auf und ging neue Wege. Das Erfolgsgeheimnis: Die wichtigste Rolle spielen die Mitglieder.
von Kai Doering · 15. Dezember 2017
„Die Basis macht‘s. Das ist das Credo unserer Arbeit.“ Nach dem Absturz bei der Kommunalwahl hat sich die SPD in Ammerndorf zurück in die Erfolgsspur gearbeitet.
„Die Basis macht‘s. Das ist das Credo unserer Arbeit.“ Nach dem Absturz bei der Kommunalwahl hat sich die SPD in Ammerndorf zurück in die Erfolgsspur gearbeitet.

Es ist ein regnerischer Abend Ende November als Marlen Laurien das abgelaufene Jahr mit einer Tafel Schokolade vergleicht – genau genommen mit einer Tafel Trauben-Nuss-Schokolade. „Wir hatten in diesem Jahr viele Nüsse zu knacken“, blickt die Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Ammerndorf zurück, etwa das schlechte Abschneiden bei der Bundestagswahl. „Es gab aber auch viele Rosinen.“ Im Februar organisierte der Ortsverein ein Konzert, im Sommer ein „Weiherfest bei Nacht“. „Die Schokolade, die all das zusammenhält, seid schließlich ihr“, sagt Marlen Laurien und blickt in viele lächelnde Gesichter.

Sensationell, was dieser OV auf die Beine stellt

Das Bürgerhaus in Ammerndorf, einem 2000-Einwohner-Ort in der Nähe von Fürth, ist an diesem Abend festlich geschmückt. An der Decke hängen weiße Papiersterne mit kleinen Lämpchen, auf den Tischen liegen rote Deckchen und Tannenzweige. Es brennen dicke Kerzen. Fast alle der 45 Mitglieder des Ortsvereins sind zur Adventsfeier gekommen.

Vor einer Stunde sind Marlen ­Laurien und die Mitglieder des OV-Vorstands noch durch den Raum gewuselt, um zu dekorieren und die Tische zu decken. Die Vorsuppe hat die Vorsitzende am Tag zuvor gekocht. Nun geht sie von Tisch zu Tisch, um sie den Mitgliedern aus einem großen Topf zu servieren. „Es ist sensa­tionell, was ein kleiner, aber kräftig wachsender Ortsverein auf die Beine stellt“, lobt Carsten Träger, der Vorsitzende des Unterbezirks Fürth, zu dem der OV Ammerndorf gehört.

Zäsur bei der Kommunalwahl

Dabei war die Situation der SPD vor Ort wenige Jahre vorher alles andere als rosig. Bei der Kommunalwahl 2014 verlor sie den Bürgermeisterposten nach 24 Jahren an die Freien Wähler. Im Gemeinderat büßte sie ein Drittel ihrer Sitze ein. „Das war eine Zäsur“, erinnert sich die Schatzmeisterin des Ortsvereins, Gudrun Schmuck. „Die Frustration war danach groß, weil wir auch nicht wussten, was wir eigentlich falsch gemacht haben.“

Bei einer Ortsvereinsklausur stellten die Mitglieder deshalb ihre gesamte Arbeit auf den Prüfstand. Ein Ergebnis: „Vieles, was uns im Ort Sympathien eingebracht hatte, war über die Jahre eingeschlafen“, erzählt Marlen Laurien. Mit einem jungen neuen Vorstandsteam startete die SPD in Ammerndorf neu durch. Marlen Laurien wurde Vorsitzende, Jürgen Kotzbauer ihr Stellvertreter. Beide waren da erst wenige Monate in der Partei.

Ein Viertel neue Mitglieder

Vor allem aber sollten die Mitglieder viel stärker als bisher in die Arbeit des Ortsvereins einbezogen werden. „Die Basis macht‘s. Das ist das Credo unserer Arbeit“, sagt Marlen Laurien. So informieren sie und ihr Vorstand regelmäßig per Mitgliederbrief, E-Mails, Facebook und WhatsApp-Gruppe. Zum Geburtstag schicken sie eine handgeschriebene Glückwunschkarte, die sie selbst gestaltet haben. „Ohne ihre Mitglieder ist die beste Partei nichts“, sagt Laurien. Beim Wilhelm-Dröscher-Preis auf dem Parteitag Anfang Dezember wurde der Ortsverein dafür mit einem zweiten Platz ausgezeichnet.

Vor allem aber spricht sich so viel Wertschätzung vor Ort herum. Seit ihrem Tiefpunkt vor dreieinhalb Jahren hat die SPD in Ammerndorf 25 Prozent neue Mitglieder gewonnen. „Es sind aber auch viele Mitglieder, die sich aus der aktiven Arbeit zurückgezogen hatten, wiedergekommen.“ Das dürfte auch daran liegen, dass die SPD im Ort wieder deutlicher sichtbar ist. Im vergangenen Jahr belebten die Genossinnen und Genossen das „Weiherfest“ wieder. OV-Vorstandsmitglied Ewald Schmidt baute dafür mit seinem Bruder zwei rote SPD-Boote. Beide hatten bereits vor Jahren eine fahrbare Bude vom Fahrgestell bis zum Stahlrohrrahmen kons­truiert und gebaut. „Für all unser Material bräuchten wir inzwischen eine mittelgroße Halle“, erzählt Schmidt. Gerade werkeln die beiden an einer größeren Bude, die sich einfacher transportieren lässt. „Dann können wir sie auch an andere Ortsvereine ausleihen“.

Aktiv, nicht nur im Wahlkampf

„Uns ist wichtig, nicht nur im Wahlkampf aktiv zu sein“, sagt Marlen Laurien. So bekommen die Eltern jedes neugeborenen Kindes im Ort ein Paar handgestrickte Socken, natürlich in Rot. „Die Menschen merken, dass sich die SPD für das Gemeindeleben engagiert.“, sagt Gudrun Schmuck, die Schatzmeisterin. Inzwischen beteiligen sich auch Nichtmitglieder an der Vorbereitung der Ortsvereinsaktionen, einfach, weil es ihnen Spaß macht. Im CSU-Land Bayern will das schon etwas heißen.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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