Der Ortsverein Marienmünster erneuert die SPD beim Frühstück
Es gibt ja Menschen, die sagen, das Frühstück sei die wichtigste Mahlzeit des Tages. Der Körper wird mit Energie versorgt, um die Herausforderungen des Alltags zu meistern. Daran werden auch die Mitglieder des Ortsvereins Marienmünster in der Nähe von Paderborn gedacht haben, als sie die Idee für ein „Frühstücksforum“ entwickelten. Schließlich luden sie interessierte Bürgerinnen und Bürger in den „Klosterkrug“ ein, um bei Brötchen, Ei und Kaffee über die Frage zu diskutieren „Was können wir tun, dass Marienmünster im Jahr 2025 noch lebenswert ist?“
„Wir wollten kein Diskussionforum über Bundespolitik, sondern gemeinsam überlegen, was wir konkret vor Ort machen können“, erklärt Anne Loke die Idee. Das 35-jährige Neumitglied ist einer von 13 Gründen für das „Frühstücksforum“.
Neue Mitglieder einbinden
In Marienmünster hat die SPD nämlich ein echtes Luxusproblem. „In den vergangenen zweieinhalb Jahren haben wir uns fast verdoppelt“, berichtet der Ortsvereinsvorsitzende Helmut Lensdorf. Zwischen März 2016 und November 2018 ist der OV von 16 auf 29 Mitglieder angewachsen. Von den 13 neuen Mitgliedern sind neun Frauen und vier im Juso-Alter. „Um sie in die politische Arbeit einzubinden, haben wir das Projekt ‚Erneuern!‘ gestartet“, sagt Lensdorf. Das „Frühstücksforum“ war ein Ergebnis davon.
So sprachen 24 Bürgerinnen und Bürger über Freizeitangebote, Jugenbeteiligung oder die Digitalisierung in einer Gegend, die zwar nicht weit weg von Städten wie Paderborn und Hameln, aber vor allem ländlich geprägt ist. Stefanie Pohlmeier, die vor einem Jahr aus Hamburg nach Marienmünster gezogen ist, hätte zum Beispiel gerne bessere Einkaufsmöglichkeiten. Ihr Vorschlag: Ein Feierabend-Markt, auf dem Händler auf ihrem Nachhauseweg Waren, die sie bereits woanders angeboten haben, in Marienmünster noch einmal auspacken. „Der Nachtmarkt auf der Reeperbahn funktioniert so ähnlich“, berichtet Pohlmeier.
Am Ende des Frühstücks standen noch mehr konkrete Ideen, etwa die Einrichtung eines Jugendbeirats, eine Digitalisierungsbeauftragte für die einzelnen Ortsteile oder das Schaffen von Co-Working-Spaces, also Büroräumen, die Studenten oder Start-ups vorübergehend nutzen können. Die Vorschläge wurden ausgewertet und vom Ortsverein zusammengefasst. „Wir haben geahnt, dass in Marienmünster sehr viel Expertise vorhanden ist“, sagt Helmut Lensdorf. „Diesen Schatz mussten wir nur heben.“
Blick auf die Kommunalwahl
Das erste Vorhaben wurde bereits umgesetzt: Auf Initiative der SPD wurde ein Ortsverein der Arbeitwohlfahrt in Marienmünster gegründet. Und auch an den anderen Themen sind die Genossinnen und Genossen dran. Loreen Lensdorf etwa, die Tochter des OV-Vorsitzenden, prüft zurzeit, wie das Bildungsangebot in den Ortsteilen Marienmünsters verbessert werden kann. Stefanie Pohlmeier arbeitet an einem Car-Sharing-Modell.
„Mit dem Frühstücksforum wollten wir auch Ziele für unsere kommunalpolitische Arbeit entwickeln“, sagt Anne Loke. Einige Vorschläge werden sich also auch im Programm für die Stadtratswahl im Frühjahr 2020 wiederfinden. Obwohl die CDU bei der vorigen Wahl 2014 mit Abstand stärkste Kraft wurde, konnte die SPD mit knapp 20 Prozent immerhin das zweitbeste Ergebnis ihrer Geschichte verbuchen. Mit den Ideen der Marienmünsteraner im Rücken dürfte es beim nächsten Mal gern noch etwas mehr sein. Aus Sicht von Helmut Lensdorf hat das Frühstücksforum eines in jedem Fall schon bewirkt. „Dem Ortsverein hat es gut getan, dass so viele Interessierte mit uns diskutiert haben.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.