DDR-Bürgerrechtler: Warum Frank Richter jetzt SPD-Mitglied ist
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Seinetwegen hat die sächsische SPD ihre Satzung geändert. Denn dass Parteilose für die Sozialdemokrat*innen für den Landtags kandidieren, war dort nicht vorgesehen. Über die Landesliste zog Frank Richter im Herbst 2019 in den Landtag ein und gehört dort seither der SPD-Fraktion an. Nun ist der DDR-Bürgerrechtler auch in die Partei eingetreten.
Frank Richter: Die SPD wird gebraucht
Warum er sich jetzt dafür entschieden hat, erklärt der 61-Jährige ausführlich auf seiner Internetseite. Während seiner Arbeit in der Landtagsfraktion habe er die SPD aus verschiedenen Perspektiven kennengelernt. „Diese Partei besteht gewiss nicht nur aus Heiligen, aber aus mehreren tausenden Menschen, die sich ehrlich um unser Land bemühen“, schreibt Richter. Und: „Ihre Orientierung an Freiheitlichkeit, Gerechtigkeit und Solidarität überzeugt mich. Sie wird gebraucht.“
Lobende Worte findet Richter auch für die Parteimitglieder. „Ich habe die Mitglieder der SPD als Politiker erlebt, die sowohl eine gut begründete Position haben als auch fähig sind, Kompromisse auszuhandeln. SPD-Mitglieder sind überzeugte Demokraten.“ Er habe zudem in der sächsischen SPD viele kennengelernt, die sich „gegen Widerstände für Solidarität und Gerechtigkeit einsetzen“, schreibt Richter.
„Kultur und Sozialdemokratie passen gut zusammen.“
Inhaltlich betont er das Eintreten der Sozialdemokrat*innen für die Kultur. „Dass Kunst und Kultur zu den Grundlagen unseres Zusammenlebens gehören, ist für viele Sozialdemokraten keine Floskel, sondern eine tiefe Überzeugung“, ist Richter überzeugt, der seit einem Jahr bereits dem sächsischen Kulturforum der Sozialdemokratie vorsitzt. „Kultur und Sozialdemokratie passen gut zusammen.“
Für den gläubigen Christen und Theologen Frank Richter hat aber auch noch eine weitere Eigenschaft der SPD eine Rolle für den Parteieintritt gespielt: „Sie steht meinen christlichen Idealen näher als jede andere Partei.“ Richter, der 2017 nach 25 Jahren wegen einer fehlenden Streitkultur im sächsischen Landesverband aus der CDU ausgetreten war, betont nun: „Das C ist in der SPD gut aufgehoben.“
Freude bei SPD-Chef Martin Dulig
Frank Richter hatte sich während der Friedlichen Revolution 1989 in der DDR einen Namen gemacht als er im Oktober als Mitglied der „Gruppe der 20“ in Dresden mit den örtlichen Behörden über die politischen Forderungen der Demonstrierenden verhandelte. Später setzte sich Richter u.a. als Direktor der Sächsischen Landeszentrale für politische Bildung für einen Austausch mit der Pegida-Bewegung ein. „In der Demokratie hat jeder Idiot das Recht, immer wieder mit einem vernünftigen Gegenargument konfrontiert zu werden, um aus seiner Kammer der Idiotie herausgeholt werden“, lautet ein Zitat Richters aus dieser Zeit.
„Frank Richter hat 1989 maßgeblich dazu beigetragen, dass die Demokratie überhaupt siegen konnte. Und er war auch immer ein sozialer Demokrat, auch wenn ihn seine Wege erst einmal in eine andere Partei geführt haben“, sagt der Vorsitzende der sächsischen SPD, Martin Dulig. Dass Richter nun in die SPD eingetreten ist, findet Dulig „bemerkenswert“. Er habe sich diesen Schritt offenbar sehr gut überlegt und vorher viele Gedanken gemacht. „Daran zeigt sich, dass er aus Überzeugung in diese SPD eintritt.“
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.