Das fränkische Altdorf sagt Nein zu Pegida
Die Nachricht ging wie ein Lauffeuer durch Altdorf. In der 15.000-Seelen-Gemeinde bei Nürnberg hatte die islamfeindliche Pegida für einen Montagabend eine Demonstration angemeldet. Jetzt war Freitagabend und fast keine Zeit mehr, um eine No-Pegida-Demo zu organisieren. Doch davon ließ sich der SPD-Ortsverein nicht irritieren. „Uns war sofort klar, dass wir eine Gegendemo machen“, erzählt Kerstin Pommereit, die Pressesprecherin des agilen OV.
SPD-Stadtrat Martin Tabor und Bernd Distler vom OV-Vorstand meldeten sofort eine Demonstration an unter dem Motto „Altdorf ist bunt“, während Pommereit über Internet und Heimatzeitung die Öffentlichkeit mobilisierte. Unterstützt wurde das Trio vom Geschäftsführer der SPD Mittelfranken und Nürnberg, Rüdiger Löster, der für eine weitere Verbreitung der Nachricht von der Gegen-Demonstration sorgte und bei der Organisation half. Bei der Vorbereitung war auch die evangelische Kirche beteiligt, die katholische Kirche rief zur Teilnahme an der No-Pegida-Demo auf, ebenso die Gewerkschaften.
Größte Demo in Altdorf
Und tatsächlich fand an dem Montagabend im Januar die größte Demonstration in Altdorfs jüngerer Geschichte statt. Die Polizei schätzte 700 Teilnehmer, die Organisatoren gehen von 1000 aus. Für Pegida haben nur etwa 30 Personen demonstriert, schätzt Pommereit, darunter Neonazis und ein NPD-Mitglied. Allerdings konnten die wenigen Leute sich kein Gehör verschaffen dank der lautstarken No-Pegida-Demo.
„Es war ein bunter Querschnitt des Landkreises, der mit uns demonstrierte, vom Landrat über die Bürgermeister, Pfarrer und viele Bürger mit ihren Kindern“, zeigt sich Pommereit auch jetzt noch begeistert. Und nach dem Ende der Demo seien viele Bürger einfach noch dageblieben und hätten sich unterhalten. „Eine tolle Atmosphäre“, so Pommereit, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Nürnberger Wahlkreisbüro der SPD arbeitet. Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten hätten ein deutliches Zeichen gesetzt, dass in Altdorf kein Platz für Fremdenfeindlichkeit ist.
Großer Erfolg für SPD und Unterstützer
Für die SPD Altdorf und alle Unterstützer war diese Demo ein riesiger Erfolg. Und den kann der Ortsverein durchaus gebrauchen. Er ist zwar mit 120 Mitgliedern einer der größten im Nürnberger Land, doch zuletzt litten die Genossen unter der Bundespolitik, genauer unter der Energiewende. Denn die geplante Strom-Trasse, die Energie aus dem Norden zur Industrie nach Südbayern bringen soll, verläuft durch Altdorf. Da die CSU, populistisch wie sie und ihr Vorsitzender agieren, derzeit gegen die Trasse argumentiert, ist es für die SPD in Altdorf schwer. Und es hilft nur wenig, dass der OV sich auch gegen die Trasse ausspricht. In Altdorf selbst liegt die SPD noch mit der CSU gleichauf, doch in den eingemeindeten Orten, die besonders von der „Monstertrasse“ betroffen sein würden, sieht es anders aus.
Seit 2006 ist die SPD mit acht Stadträten in der Opposition, bei den Kommunalwahlen 2014 konnte sie nur knapp ihre Sitze halten. Die CSU stellt erneut den Bürgermeister. SPD-Fraktionschef Ernst Bergmann gilt zwar als „Bürgermeister der Herzen“, doch die nächste Chance, auch tatsächlich Stadtoberhaupt zu werden, hat er erst wieder 2020, dann ist die nächste Kommunalwahl in Altdorf.
Generationswechsel im Ortsverein geplant
Bis dahin haben die Genossen einiges vor. Wichtigster Punkt auf der Agenda ist die Gewinnung von jungen Mitgliedern, um die drohende Überalterung des Ortsvereins zu stoppen. Dafür soll Kerstin Pommereit sorgen, die als neue OV-Vorsitzende kandidiert und Amtsinhaberin Karin Völkl nachfolgen soll.
„Wir haben gerade mal zwei Jusos in unseren Reihen“, berichtet Pommereit. Die könnten alleine keine attraktive Jugendarbeit aufziehen. Deshalb schwebt ihr vor, die Jusos aus dem Landkreis zusammenzubringen, gemeinsam könne man bestimmt mehr auf die Beine stellen. Auch in die Kommunalpolitik will Pommereit die Jungsozialisten nach Nürnberger Vorbild stärker einbinden. Zwei Jusos sollten mit auf die Wahlliste der SPD und dann auch in den Stadtrat einziehen, so könne der Kreis der erfahrenen Politiker stetig wachsen.
Neben der Strom-Trasse gibt es für den OV noch weitere wichtige Themen, die er in den kommenden Jahren vorantreiben will. Eine Veranstaltungshalle etwa wäre für die „Kulturstadt“ Altdorf enorm wichtig. Aber ganz oben auf der Prioritätenliste steht für das Jahr 2015 vor allem die Unterstützung von Asylsuchenden. Dafür war die No-Pegida-Demonstration schon ein richtig großer und guter Auftakt.