Geboren 1922 in Wuppertal hatte Lenders schon während seiner Schulzeit nicht leicht. Eine Krankheit hinderte ihn an der höheren Schullaufbahn. Als 19jähriger wurde er gemustert und eingezogen.
Er kämpfte an der Ostfront. Als Deutschland kapitulierte, musste sich seine Kompanie schnellstmöglich zurückziehen. Lenders wurde dabei von seiner Truppe getrennt und von russischen Soldaten
gefangen genommen.
Chancengleichheit und Frieden als Ziele
Es gelang ihm gelang aus der Gefangenschaft zu fliehen. Zurück in Deutschland suchte er eine Arbeitsstelle. Da er vor dem Krieg nicht die beste Bildung genossen hatte, fiel ihm dies
besonders schwer. Doch als begabter junger Mann wurde er mit Bildungsmaßnahmen des DGB gefördert. Das war dann auch der Grund dafür, dass Lenders sich selbst sein ganzes Leben lang für bessere
Ausbildungschancen und Chancengleichheit einsetzte.
Seine Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg hatten ihn gelehrt, dass nur der Frieden den Menschen eine Zukunft garantieren kann. Daher schloss er sich der SPD an. Unter Willy Brandt hatte
er das Gefühl, Friedenspläne für ganz Europa unterstützen zu können. Besonders wichtig war Lenders das außenpolitische Verhältnis zu Polen. Bei seiner Förderung der Ostpolitik konnte er auf seine
Erfahrungen aus der Kriegsgefangenschaft zurückgreifen. Er lernte völlig neue Seiten der Kulturen in Osteuropa kennen.
"Ohne öffentlichen Applaus"
In seiner Funktion als Bundestagsabgeordneter sprach Lenders in der Regel Themen an, die andere gern vernachlässigten. Er sorgte sich um Verbraucherschutz, Umweltpolitik,
Integration und Bildung. Björn Engholm, der erste Vorsitzende der SPD 1992, zeigte sich tief beeindruckt von Lenders: "Deine Arbeitsmethode, das hartnäckige Bohren dicker Bretter ohne Spekulation
auf Prestige und öffentlichen Applaus bleibt für mich und meine Freunde beispielhaft."
Gerhard Eisfeld ist es gelungen, dem Leser Helmut Lenders' Persönlichkeit nahe zu bringen. Es wird klar, welche Rolle der Abgeordnete bis zu seinem Tode 2002 spielte und wie viel Beachtung
ihm von Parteigenossen entgegen gebracht wurde. Dies wird auch in dem Vorwort von Franz Müntefering deutlich: "Helmut Lenders war ein bescheidener, unprätentiöser Mensch - und er war ein
engagierter und kampfbereiter Mensch. Ich denke voller Respekt und mit großer Sympathie an ihn." Lenders war ein Vordenker und Visionär, der - wie viele andere - in Vergessenheit zu geraten
droht. Eisfeld leistet große Arbeit, ihn in unserem Gedächtnis zu bewahren - zu Recht.
Gerhard Eisfeld "Helmut Lenders: Politik für die Zukunft - Eigenständig in der Gemeinschaft", mit einem Vorwort von Franz Müntefering, Bonn 2009, Bouvier Verlag, 296 Seiten, 24,90 Euro
ISBN 978-3-416-03268-1