Parteileben

Dank Martin Schulz: SPD-Bocholt erlebt einen „geilen Abend“

Zuletzt hatten die Mitglieder der SPD-Bocholt nur wenig Grund zur Freude: Hassmails und Morddrohungen machen ihnen das Leben schwer. Auf dem nachgeholten Parteitag jedoch herrschte ausgelassene Stimmung.
von Robert Kiesel · 7. Februar 2017

Wohin Martin Schulz auch kommt in diesen Tagen, die SPD liegt ihm zu Füßen. So auch am Montagabend: Die SPD in Bocholt hatte zum Parteitag geladen, Martin Schulz kam anstelle von Sigmar Gabriel, der seine Teilnahme bereits im Herbst des vergangenen Jahres angekündigt hatte.

SPD-Bocholt: Hassmails bis hin zu Morddrohungen

Der Anlass des Schulz-Besuchs wiederum ist ein trauriger: Weil die SPD in Bocholt und ihre Repräsentanten seit Monaten zum Ziel von Hassmails bis hin zu Morddrohungen werden, hatte der auch persönlich betroffene Thomas Purwin im Dezember 2016 sein Amt als Vorsitzender des SPD-Stadtverbands aufgebeben. Bereits im Oktober hatte der Verband darüber hinaus seinen Parteitag absagen müssen. Ursache auch damals: Hassmails, anonym verschickt mit teilweise menschenverachtenden Inhalten und Drohungen.

Am Montagabend nun wurde Bernhard Pacho zum neuen Vorsitzenden der SPD in Bocholt gewählt. Pacho erhielt 100 Prozent der Stimmen und folgt damit auf seinen Amtsvergänger Thomas Purwin. Im Gespräch mit vorwärts.de wertete Pacho das klare Ergebnis als Anzeichen dafür, dass „einige offenbar ganz froh sind, dass ich machen wollte“. Seinen Erfolg an diesem „geilen Abend“ konnte Pacho dann auch gleich mit rund 500 Gästen im bis auf den letzten Platz gefüllten Textilwerk von Bocholt feiern. So viele waren gekommen, um Schulz, den neuen Hoffnungsträger der SPD, sprechen zu hören.

Stehender Applaus für Martin Schulz

Der designierte Kanzlerkandidat begann seine Rede mit einem Dank an Thomas Purwin. „Sei gewiss: Wir stehen alle an deiner Seite. Einigkeit gegen diese niederträchtigen Leute macht uns stark”, erklärte Schulz und versicherte Purwin und dessen ebenfalls von den Morddrohungen betroffenenen Familieangehörigen die volle Solidarität der SPD. Während seiner knapp 50-minütigen Rede erhielt Schulz mehrfach stehenden Applaus der Zuhörer.

Pacho, der erst vor wenigen Monaten seinen Job in der Bocholter Suchtberatung aufgegeben hatte und in Rente ging, kommentierte seine Wahl betont gelassen. „Eigentlich hatten wir ja jemand Jüngeren gesucht, aber als Rentner habe ich doch genug Zeit dafür“, so der neue Vorsitzende der SPD in Bocholt. Der Schwerpunkt seiner politischen Arbeit ist klar definiert - Pacho ist Vorsitzender des Sozialausschusses im Stadtrat. Im sozialen Bereich, der Quartiersarbeit, dem sozialen Wohnungsbau oder der dezentralen Unterbringung von Flüchtlingen sieht er die Aufgaben der Zukunft.

Pacho: „Angst ist ein schlechter Berater“

Zu den anhaltenden Morddrohungen gegen die SPD in Bocholt, die sich nach Bekanntwerden des Besuchs von Martin Schulz auch gegen den ehemaligen Präsidenten des EU-Parlaments richteten, sagte Pacho: „Angst ist ein schlechter Berater. Sicher müssen wir an bestimmten Stellen klare Aussagen treffen. Wir sollten die Dinge aber nicht ständig wiederholen und dem oder den Tätern damit eine große Bühne geben.“ Der Entscheidung seines Vorgängers Thomas Purwin zur Niederlegung des SPD-Vorsitzes in Bocholt gebühre „jeder Respekt, der nur möglich ist.“

Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

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