Corona-Hilfsaktion: Jusos kaufen für Gefährdete ein
Florian Gaertner/photothek.net
In Krisenzeiten ist Solidarität gefragt. Das dachten sich auch die Jusos und die Arbeitsgemeinschaft 60 plus, als sie am Freitag bundesweit zu generationenübergreifender Solidarität aufriefen. Inzwischen beteiligen sich bundesweit zahlreiche Juso-Gruppierungen an der Aktion. Eine der ersten waren die Jusos im hessischen Offenbach in der Nähe von Frankfurt. „Wir haben uns schon am Freitag in unserer WhatsApp-Gruppe koordiniert“, berichtet der Vorsitzende Mehmet Eroglu. Er besorgte kurzerhand eine Prepaid-Karte und verwaltet nun ein zentrales Handy, auf dem alle Anfragen einlaufen.
„Wir wollen helfen! Wir bieten ab sofort kostenlose Einkaufsdienste, Apothekengänge etc. für Menschen an, die von dem Corona-Virus am stärksten gefährdet sind. Unterstützung wollen wir für diejenigen leisten, für die eine Corona-Virus Infektion weitreichende Konsequenzen mit sich bringt“, heißt es im Aufruf der Offenbacher auf Facebook. Am Montag gingen die ersten Anrufe bei Eroglu ein. Beispielsweise meldete sich ein Mann mit Vorerkrankung, der nicht das Risiko eines Supermarktbesuches eingehen wollte. Den Einkauf übernehmen jetzt die Jusos. Zusätzliche Kosten fallen dafür nicht an. Eroglu empfiehlt jedoch, einen Einkaufszettel und das Geld möglichst passend schon einmal bereit zu legen.
Mehr als 20 Jusos kümmern sich im gesamten Offenbacher Stadtgebiet darum, die Aufträge zu erledigen. Eroglu kommt bei der Koordination seine Ausbildung als Speditionskaufmann zu gute. Zeit für dieses ehrenamtliche Engagement haben die Jusos auch, weil ansonsten alle anderen geplanten politischen Aktionen wie Infostände, Stammtische oder ähnliche Veranstaltungen wegen der Corona-Krise entfallen.
NRW-Juso-Vorsitzende: „Wir sind besonders gefragt“
Das sieht bei den Jusos in Nordrhein-Westfalen ein halbes Jahr vor den dortigen Kommunalwahlen nicht anders aus. Deswegen beteiligen sich im bevölkerungsreichsten Bundesland auch viele Arbeitsgemeinschaften der Jusos an der Hilfsaktion für besonders gefährdete Menschen. „Wir sind nicht die Risikogruppe. Deshalb sind wir in diesen Zeiten besonders gefragt“, sagt Jessica Rosenthal, Landesvorsitzende der Jusos in NRW, im Gespräch mit dem „vorwärts“. Deswegen habe sich der Landesvorstand das Ziel gesetzt, Solidarität zu zeigen. Rosenthal betont: „Es ist in diesen Tagen ganz wichtig, Verantwortung zu zeigen.“
Am Samstag starteten die ersten Aktionen der Arbeitsgemeinschaften und Unterbezirke. Beispielsweise in Köln, Solingen, Hagen und Bonn, wo Rosenthal seit kurzem auch Co-Vorsitzende des SPD-Stadtverbandes ist. Dort können sich die hilfsbedürftigen Menschen unter der zentralen Mail-Adresse coronahilfe@jusosbonn.de melden. Wobei in der ehemaligen Bundeshauptstadt nicht nur die Jungsozialist*innen an der Aktion beteiligt seien. „Es sind auch viele Leute aus den Ortsvereinen mit dabei“, betont Rosenthal.
Parteiübergreifende Solidarität
Teilweise sorgt Corona auch für Solidarität über die Parteigrenzen hinweg. Beispielsweise koordinieren in Castrop-Rauxel im Ruhrgebiet Jusos und Junge Union ihre Hilfsaktionen gemeinsam. Im mittelhessischen Marburg kooperieren mit den Jusos, der Grünen Jugend und den Jungen Liberalen die Jugendorganisationen von gleich drei politischen Parteien. „Über politische Differenzen hinweg ist es Zeit, an einem Strang zu ziehen“, schreiben die Marburger Jusos dazu auf ihrer Facebook-Seite. Neben der Erledigung von Einkäufen bieten sie auch an, Menschen zum Arzt zu fahren, mit dem Hund Gassi zu gehen oder Babysitting zu organisieren.
Weitere Initiativen gibt es auch in Rheinland-Pfalz und im Saarland.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo