Traditions-Christdemokraten trauern auch. Kurt Biedenkopf, Volker Rühe und vor allem Erwin Teufel lasen der Parteispitze die Leviten. Sie vermissen Prinzipientreue in ihrer vermerkelten Partei. Oder überhaupt Prinzipien. Während die vorsitzende Kanzlerin immer schneller Pirouetten dreht, gehen ihr die Tanzpartner aus. Mithalten wollen nur die ganz Jungen, solche, die jede Bewegung für einen Fortschritt halten. Die FAZ, das Zentralorgan des Erwin-Teufel-Fanclubs, nennt sie die "Nachwuchsklembemberleshuber". Hübsch.
Welchen Klembemberle hat die Regierung Merkel im Sommer angestellt? Sie hat darüber geredet, die Steuern zu senken und zu erhöhen. Ersteres tat die ansonsten kleinlaut gewordene Rösler-FDP, letzteres Norbert Barthle von der Saar-CDU. Der natürlich schnell zurückgepfiffen wurde. Nicht revidiert wurde die geheim erteilte und deshalb nur vermutete Erlaubnis, Leopard-Panzer nach Saudi-Arabien zu exportieren. Natürlich steht diese Regierung ansonsten fest auf der Seite der Arabellion.
Sie wird es zutiefst bedauern und verurteilen, sollten dereinst Leos gegen Demonstranten in Riad vorrücken. Angela Merkel höchstselbst gab die Wilhelmine und überbrachte dem Volk von Angola die frohe Botschaft, es bekomme deutsche Panzerboote. Es war ein weiter Weg für eine Pfarrerstochter, die einst zumindest mitgesummt haben dürfte: "Frieden schaffen ohne Waffen!"
Kein Wunder, dass auch in konservativen Kreisen erstaunlich gut über Sozialdemokraten geredet wird. Das Handelsblatt schwärmte nach dem Auftritt von Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück vor der Bundespressekonferenz von einer "charmanten Troika", vor deren Hintergrund die FDP "noch inkompetenter" wirke. Die SPD-"Troika" hatte der Regierung eine Zusammenarbeit bei der Lösung der Euro-Krise angeboten. Merkel lehnte dankend ab und tänzelte alleine weiter, den jungen Herrn Rösler mit sich führend.
Wie sie sich selbst sieht, offenbarte die Kanzlerin beim Tag der offenen Regierungstür, vielleicht inspiriert von der Offenheit der kein bisschen untertänigen Besucher. Sie sei, so sagte sie,
im politischen Berlin die "Spinne im Netz". Aha. Fragt sich nur, wie lange das Netz noch hält. n