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Bela Bach: Was die jüngste Abgeordnete im Bundestag erreichen will

29 Jahre alt, Wahlkreis München-Land: Bela Bach ist die jüngste weibliche Abgeordnete im aktuellen Bundestag. Sie rückte vor wenigen Wochen für Martin Burkert nach, musste am Anfang noch improvisieren.
von Jonas Jordan · 13. März 2020
Bela Bach ist mit 29 Jahren die jüngste SPD-Bundestagsabgeordnete.
Bela Bach ist mit 29 Jahren die jüngste SPD-Bundestagsabgeordnete.

„Heute habe ich zum ersten Mal die Bundeskanzlerin gesehen“, sagt Bela Bach beim Gang durch die Katakomben des Bundestages. Sie ist 29 Jahre alt und damit seit kurzem die jüngste Abgeordnete. Tatsächlich hätte sie das schon 2013 werden können. Damals kandidierte die bayrische Sozialdemokratin mit 22 Jahren zum ersten Mal im Wahlkreis München-Land für den Bundestag. Allerdings noch aussichtslos auf Listenplatz 32.

Vier Jahre später nahm sie einen weiteren Anlauf, kandidierte auf Listenplatz 20, der innerhalb der bayrischen SPD bis dahin als sicher galt. Doch am Wahlabend die Ernüchterung: Es hat wieder nicht gereicht. Dass sie nun – quasi im dritten Anlauf – doch in den Bundestag eingezogen ist, kam für die Juristin ein wenig unverhofft. „Die Nachricht kommt zu einem Zeitpunkt, als ich meine politischen Ambitionen eigentlich aufgegeben hatte“, schrieb Bach am 13. November auf Facebook. Wenige Monate vorher hatte sie ihr Amt als Unterbezirksvorsitzende der SPD im Landkreis München aufgegeben.

Nun ist sie für den fränkischen SPD-Parlamentarier Martin Burkert nachgerückt, der hauptberuflich zur Eisenbahner-Gewerkschaft EVG gewechselt ist. Bach gehört seit Anfang Februar offiziell dem Bundestag an. Dort ist sie nicht nur das Küken in der SPD-Fraktion, sondern auch fraktionsübergreifend die jüngste weibliche Abgeordnete. Die meisten ihrer Kolleginnen und Kollegen könnten ihr Vater oder ihre Mutter sein. Doch für Bach spielt das Alter nur eine untergeordnete Rolle.

13. Mitglied der „Zwölfer“

In der mehr als 150 Palamentarier*innen umfassenden SPD-Fraktion wurde sie gut aufgenommen. Die meisten hat sie nach vier Wochen schon kennengelernt. Zu einigen hatte sie zuvor durch ihre politische Arbeit Kontakt. So zum Beispiel Michael Schrodi, der Finanzpolitiker aus ihrem Nachbarwahlkreis. Schrodi gehört zur Gruppe der zwölf jüngeren SPD-Abgeordneten, die sich in verschiedenen Fragen inhaltlich abstimmen. Sie nennen sich „die Zwölfer“. Bach ist nun ihr 13. Mitglied.

„Er hat mir viele Abläufe in Berlin erklärt“ sagt Bach zur Unterstützung durch den Kollegen Schrodi. Denn sich im Bundestag zu organisieren war am Anfang gar nicht so einfach. Als sie sich die Schlüssel für ihr Büro organisiert hatte, fand sie dort zwar ein paar Möbel, aber weder Computer noch Telefon. „Gehen Sie ins Intranet und drucken Sie den entsprechenden Antrag aus. Dann bekommen Sie die entsprechende Ausrüstung“, hieß es seitens der Verwaltung. Aber wie sollte sie ohne Computer ins Intranet kommen? Sie musste improvisieren. Letztlich brachte ihr ein Mitarbeiter der Verwaltung einen ausgedruckten Antrag. In ihrer ersten Sitzungswoche hatte sie montags ein Telefon und dienstags den Computer.

Vorkämpferin für einen kostenlosen Nahverkehr

Vier Wochen später ist sie immer noch in einem Übergangsbüro. Ihr neues kann Bach bald beziehen. Sie plant schon mal, wo sie künftig Besucher*innen empfangen will. Das werden mutmaßlich einige sein. Denn von Vorgänger Burkert übernahm sie nicht nur das Mandat, sondern auch den Platz im Verkehrsausschuss. Dort hat sie sich für die verbleibenden eineinhalb Jahre der Legislaturperiode viel vorgenommen. „Ich halte es für wichtig, dass wir uns fragen, wie wir als Sozialdemokraten Mobilität eigentlich verstehen.“ Gerade in Zeiten des Klimawandels plädiert sie für einen deutschlandweit kostenlosen ÖPNV.

Es ist zugleich ein Themenfeld, mit dem sie die Brücke von der Bundes- zur Kommunalpolitik schlagen möchte. Als erste SPD-Abgeordnete seit Otto Schily vertritt sie den Landkreis München im Bundestag. Von dort pendeln täglich zehntausende Menschen in die Isarmetropole. Die Straßen sind permanent verstopft. Bach möchte sich um solche Probleme kümmern. In Berlin und vor Ort. Deswegen kandidiert sie bei der Kommunalwahl am 15. März für den Kreistag sowie den Gemeinderat in ihrem Heimatort Planegg. „Ich finde es sehr wichtig, diese beiden Ebenen miteinander zu verbinden“, sagt sie.

In den Bergen zuhause

Die Juristin bezeichnet sich selbst als sehr heimatverbunden. Ihr Lebensmittelpunkt bleibe Oberbayern. Auch, weil sie bislang noch nicht wirklich Zeit hatte, in Berlin heimisch zu werden. Noch wohnt sie im Hotel. Der Wohnungsmarkt in der Hauptstadt ist hart umkämpft und für Besichtigungen war bislang keine Zeit. Einen großen Teil ihrer Freizeit verbringt die 29-Jährige normalerweise beim Klettern in den Bergen. Sie sind von Berlin aus weit. Einmal war sie in Neukölln in einer Kletterhalle. Doch die gefiel ihr nicht.

„Ich war diese Woche noch nicht klettern“, sagt sie daher zur Begründung, als sie den Aufzug rechts liegen lässt und ihre Reisetasche die Treppe Richtung Cafeteria hinaufträgt. Noch schnell einen Kaffee trinken, bevor sie weiter zum Flughafen muss. Zurück nach Bayern. Die Berge und der Kommunalwahlkampf warten. „Das ist das einzig Blöde an dem Job, dass man nie Zeit hat“, sagt Bach und schüttet einen Schluck Milch in ihren Kaffee, damit er schneller trinkbar ist.

Autor*in
Jonas Jordan
Jonas Jordan

ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo

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