Bayern: Warum ein SPD-Landtagskandidat eine „Bierpreisbremse“ fordert
Seit mehr als 200 Jahren gibt es in der bayerischen Stadt Straubing das Gäubodenvolksfest. Elf Tage lang strömen mehr als eine Million Besucher*innen auf das Festgelände. Nach dem Münchner Oktoberfest ist es das größte Volksfest in Bayern. Allerdings droht es immer mehr seinen Charakter als Fest für alle zu verlieren, meint jedenfalls SPD-Landtagskandidat Marvin Kliem. „Wir haben bei uns in Bayern das Problem, dass diese Volksfeste immer mehr zu Bonzenfesten werden, weil sich das Volk die Feste gar nicht mehr leisten kann“, kritisiert er.
Maß kostet 12,20 Euro – zu viel, findet Kliem
Der 26-Jährige kandidiert bei der bayerischen Landtagswahl am 8. Oktober in Straubing für die SPD. In dem niederbayerischen Stimmkreis erzielte die Sozialdemokratie bei der Wahl vor fünf Jahren gerade einmal fünf Prozent der Erststimmen. Doch nun sorgte Kliem während des Gäubodenvolksfestes mit einem ungewöhnlichen Vorschlag für Aufsehen. Er forderte eine „Bierpreisbremse“. Denn die „Maß“ Bier (ein Liter) kostete in diesem Jahr stolze 12,20 Euro. Mit Trinkgeld komme man schließlich auf 13 oder 13,50 Euro, sagt Kliem und fügt an: „Es ist noch gar nicht lange her, dass die Maß noch 10 Euro gekostet hat.“
Zwar sei es wichtig, dass die Festwirte ihr Personal gut bezahlten und auch die Brauereien einigermaßen gut von einem Fest leben könnten. Dennoch seien 10 Euro für einen Liter Bier aus seiner Sicht eine realistische Preisvorstellung, meint Kliem. Eine staatlich finanzierte oder kontrollierte Preisobergrenze will er jedoch, anders als sein Vorschlag vermuten lässt, nicht festlegen lassen. Dies sei auch rechtlich schwierig umsetzbar. Vielmehr gehe es ihm mit seinem plakativen Vorschlag darum, eine breitere Debatte anzustoßen. „Wir müssen als Sozialdemokratie eine solche Politik machen, dass sich am Ende alle wieder leisten können, auf ein Volksfest zu gehen“, fordert er.
Mehr Unterstützung auf allen Ebenen
Hierbei nimmt er sämtliche politischen Ebenen in den Blick: Viele Kommunen hätten die Standgebühren inzwischen so weit nach oben getrieben, dass es sich die Festwirte nicht mehr leisten könnten, preisgünstig Essen und Getränke anzubieten. Auch der Freistaat Bayern müsse die Brauereien mit Blick auf die massiv gestiegenen Energiepreise unterstützen. Zuletzt sei auch der Bund gefordert, die auslaufende Regelung für den reduzierten Mehrwertsteuersatz in der Gastronomie zu verlängern. „Kommunen, Land und Bund müssen viel, viel mehr dafür machen, dass diese Volksfeste bezahlbar bleiben“, meint Kliem.
Doch der SPD-Landtagskandidat nimmt auch die Festwirte in die Pflicht. Diese würden mit einer Gewinnspanne in Höhe von einem oder zwei größeren Mehrfamilienhäusern aus dem Gäubodenvolksfest herausgehen. „Das ist eine Größe, bei der man sich die Frage stellt, ob man da an mancher Stelle als Festwirt nicht ein bisschen zurückschrauben könnte“, sagt er. Als Beispiel führt er einen vergünstigten Familientag an, an dem alles nur die Hälfte koste, die Besucherzahlen jedoch doppelt so hoch wie an normalen Tagen seien. Daran zeige sich, dass die Gewinnmöglichkeiten auch mit günstigeren Preisen noch groß genug seien.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo