Aulepp oder Güngör: Die SPD in Bremen stimmt über ihren neuen Vorsitzenden ab
Am Samstag wird es spannend. Dann zählt die Bremer SPD die Stimmen des Mitgliedervotums über den künftigen Vorsitz aus. Die 4300 Parteimitglieder des Landesverbands waren in den vergangenen Wochen aufgerufen, per Briefwahl ihre Stimme abzugeben. Bis Freitag um Mitternacht muss der Brief eingehen, um gezählt zu werden.
Unterschiedliche Motive für die Kandidatur
Zur Wahl stehen die Bürgerschaftsmitglieder Sascha Karolin Aulepp (45) und Mustafa Güngör (38). In den vergangenen Wochen haben sie sich der Bremer Basis bei acht Mitgliederforen vorgestellt. „Ich habe mich entschieden, als Landesvorsitzende zu kandidieren, weil mir die SPD am Herzen liegt“, sagt Sascha Karolin Aulepp im Interview mit vorwärts.de. Die Bremer SPD müsse „stärkste politische Kraft“ bleiben – „klar aufgestellt und streitbar“.
Für Mustafa Güngör haben auch persönliche Motive den Ausschlag für seine Kandidatur gegeben. „Ich habe der Partei viel zu verdanken. Davon möchte ich jetzt etwas zurückgeben“, sagt er im vorwärts.de-Interview.
Die Bremer SPD muss sich verändern
Vor den beiden liegt keine leichte Aufgabe. Zwar stellt die SPD in Bremen seit dem Zweiten Weltkrieg ununterbrochen den Bürgermeister, bei der Bürgerschaftswahl im Mai vergangenen Jahres fuhr sie jedoch mit knapp 33 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis seit 1946 ein.
„Wir müssen wieder klar machen, wo wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten stehen“, fordert deshalb Sascha Karolin Aulepp. Das gelinge vor allem dann, wenn die Mitglieder „untereinander solidarisch, aber wenn nötig trotzdem kontrovers“ diskutierten. Dass sich die SPD dafür ändern muss, betont Mustafa Güngör. „Wir sollten über lieb gewonnene Rituale innerhalb der SPD nachdenken“, sagt er. Lange Reden auf Parteitagen schreckten eher ab. „Auch die Sprache der Partei wirkt häufig abgehoben.“
Soziale Gerechtigkeit muss auch ankommen
Einig sind sich die beiden Kandidaten, dass die SPD sich wieder stärker um die Benachteiligten kümmern muss. „Die SPD muss wieder erster Ansprechpartner für die Probleme der Menschen sein, vor allem aber Lösungen für diese Probleme anbieten, statt sie nur zu analysieren“, fordert Mustafa Güngör. Und Sascha Karolin Aulepp ist überzeugt: „Wenn wir uns soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen schreiben, muss sie auch bei denen ankommen, die Kita-Plätze brauchen, die auf der Suche nach preiswerten Wohnungen sind und die einen Ausbildungs- oder Arbeitsplatz suchen.“
Und: Die SPD müsse sichtbarer sein. „Wichtig ist, dass die SPD auch jenseits von Wahlkämpfen ansprechbar ist und zu den Menschen geht“, fordert Aulepp. „Die SPD muss Ansprechpartnerin für alle sein“, meint Mustafa Güngör. Dabei sieht er auch die Basis stärker in der Pflicht. „Wichtig ist auch, dass sich die SPD-Mitglieder auch öffentlich wieder zu ihrer Mitgliedschaft bekennen. Auch so wird die Partei sichtbarer.“
Für wen der beiden sich die Bremer Parteimitglieder entschieden haben, wird direkt nach der Auszählung der Stimmen am Samstag bekannt gegeben. Offiziell gewählt wird die oder der neue Vorsitzende dann auf einem Landesparteitag am 30. April. Eine Urwahl erlauben die Parteistatuten nicht.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.