Parteileben

August-Bebel-Preis für Gesine Schwan

Erstmals ging der August-Bebel-Preis an eine Frau. Die Preisträgerin Gesine Schwan stehe mit Geradlinigkeit, Ausdauer und „entwaffnendem Charme“ in der Tradition Bebels hob Journalis Harald Schumann in seiner Laudatio hervor. Dabei lag sie mit der SPD mal ziemlich über Kreuz.
von Frederik Theiling · 20. März 2017

„Gesine Schwan steht im besten Sinne in der Tradition des Gründungsvaters der Sozialdemokratie“, hat Wolfgang Thierse in seiner Eröffnungsrede gesagt. Alle zwei Jahre wird der August-Bebel-Preis vergeben. Mit Gesine Schwan wurde zum ersten Mal eine Frau geehrt. Der Preis wird an Personen verliehen, die in ihrem öffentlichen Wirken in der Tradition von August Bebel stehen. Gesine Schwan vermöge dies mit „entwaffnendem Charme“, so Thierse.

Auch SPD-Generalsektretärin Katarina Barley zeigte sich von Schwans Lebenshaltung beeindruckt und zitierte die Geehrte mit dem Satz: „Ich lebe, um die Welt besser zu machen“.

Eine Frau mit Rückgrat und Ausdauer

Tagesspiegel Journalist Harald Schumann lobt Schwan in seiner Laudatio für ihre Geradlinigkeit und Ausdauer – die sie im Zweifelsfall auch gegenüber der eigenen Parteiführung zeige. „Gesine Schwan hielt durch und trug die Fackel der Aufklärung.“

Schwan trat 1972 in die SPD ein, schon kurze Zeit später wurde sie Mitglied in der Grundwertekommission der Partei. In den 1970er Jahren wurde sie dem rechten Flügel der SPD zugeordnet. „Das mag heute komisch klingen. Aber viele waren in den 1970er Jahren infiziert vom autoritären Leninismus“, so Schumann. Gesine Schwan aber habe auf Pluralismus gepocht „und war damit rechts“.

Streit über Entspannungspolitik

Zum Streit mit der Partei kam es über die zweite Phase der Entspannungspolitik. Dieser eskalierte, 1984 wurde Schwan nicht wieder in die Grundwertekommission gewählt. „Sie hätte allen Grund gehabt, der Partei den Rücken zuzukehren“, so Schumann. „Aber so ist sie nicht. Jetzt ist sie Vorsitzende der Grundwertekommission. Das muss man erstmal hinbekommen.“ Es zeichne Schwan aus, dass sie ein Leben lang an Überzeugungen festhalte, auch gegen Widerstände, sagte Schumann.

Ein gelungenes Leben in Solidarität

Sie habe damals nie damit gerechnet, einmal einen Preis mit dem Namen August Bebel zu bekommen, betonte Schwan.  Früher habe sie nie so etwas wie heimatliche Gefühle für die Partei empfunden. Heute schon. „Vielleicht auch gerade wegen der Auseinandersetzungen. Das letzte Wort ist in der Politik nie gesprochen, man muss nur lange genug leben“, sagte Schwan scherzhaft.

Kritik übte sie an der Politik von Angela Merkel. Es müsse Schluss sein mit der deutschen Borniertheit, wenn es vielen europäischen Nachbarländern schlecht gehe. Ein europäischer Rat mit einer sozialdemokratischen deutschen Regierung könne die Europäische Union mit neuem Schwung voranbringen.

Autor*in
Frederik Theiling

hat an der Freien Universität Berlin Politikwissenschaft studiert.

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