Parteileben

Auge in Auge mit dem Wähler

von Kai Doering · 30. Juli 2013

Die SPD schaltet auf Angriff. Am Dienstag haben Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und Generalsekretärin Andrea Nahles die Kampagne für den Bundestagswahlkampf vorgestellt. Es geht dabei vor allem um eins: den Wähler an die Urne zu bringen.

Schon die bloßen Zahlen sind gewaltig. Allein 20 Millionen Flyer ihrer Kandidaten produziert die SPD für die Bundestagswahl. Hinzu kommen zwei Millionen Wahlkampfzeitungen und 80 000 Regierungsprogramme. Das jedoch sind nur die „klassischen Materialien“, die zu einem Wahlkampf eben dazu gehören. Der Fokus der Partei liegt woanders. „Der Dialog mit den Bürgern steht im Mittelpunkt unserer Kampagne“, sagt Andrea Nahles. Am Dienstagvormittag steht die Generalsekretärin der SPD im Licht durchfluteten Saal des „Ballhauses Rixdorf“ in Berlin-Kreuzberg, neben ihr Kanzlerkandidat Peer Steinbrück.

„Wir wollen den modernsten Wahlkampf aller Parteien in Deutschland führen“, gibt Nahles die Richtung vor. Peer Steinbrück spielt dabei natürlich die zentrale Rolle. „Wir werden uns in diesem Wahlkampf auf Augenhöhe mit den Wählern bewegen“, erklärt er. Statt auf Marktplätzen oder in Stadthallen lange Reden zu halten, will Steinbrück vor allem: zuhören. Am 31. Juli startet der Kandidat dafür zu einer Tour quer durch die Republik. Bis zum 10. August will er dabei rund 25 Orte besuchen.

Gespräche statt Frontalunterricht

Nach dem „Deutschland-Fest“, der großen Geburtstagsparty der SPD zum 150-jährigen Jubiläum in Berlin am 17. und 18. August, startet dann eine weitere Tour unter dem Titel „Klartext Open Air“. In 25 Veranstaltungen können interessierte Bürger mit Peer Steinbrück diskutieren. 17 weitere Termine mit SPD-Chef Sigmar Gabriel und dem Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier kommen hinzu.

„Es geht nicht um Frontalunterricht, sondern um dialogische Formate“, sagt Steinbrück. Das Ziel dabei ist klar: Es geht darum, möglichst viele Wähler zu einem Urnengang am 22. September zu bewegen. „Wir können die Bundestagswahl für uns entscheiden, wenn wir mobilisieren“, ist der SPD-Kanzlerkandidat überzeugt. Jeder Dritte entscheide sich erst wenige Tage vor der Wahl, ob und wo er sein Kreuz mache.

Menschen statt Models

„Unser gesamter Wahlkampf ist auf Mobilisierung angelegt“, sagt Andrea Nahles. Das gilt auch für die vier Großflächenplakate, die sie und Peer Steinbrück am Dienstag in Kreuzberg vorstellen. Bezahlbare Mieten, ein gesetzlicher Mindestlohn, ausreichende Kita-Plätze und eine auskömmliche Rente sind die Themen, die von entsprechenden Protagonisten verkörpert werden. „Wir haben bewusst keine Models engagiert, sondern Menschen gesucht, die ihre eigene Lebenssituation verkörpern“, betont Nahles.

Und noch eine Entscheidung hat die Parteiführung bewusst getroffen: Die Themen der Plakate entsprechen den Hauptanliegen der Teilnehmer am „Bürger-Dialog“, den die SPD vom Herbst 2012 bis ins Frühjahr 2013 geführt hat. Ab dem 5. August sollen die großflächigen Plakate an 8000 Orten überall in Deutschland aufgestellt werden. Hinzu kommen kleinere Plakate, „die das Versagen der schwarz-gelben Bundesregierung in den Mittelpunkt stellen“, wie Nahles betont.

Darauf zu sehen sind etwa Bundeskanzlerin Angela Merkel und ihr Stellvertreter Philipp Rösler mit der rhetorischen Frage „Beste Regierung seit der Einheit...?“. Wo diese Plakate verbreitet werden, ist noch nicht klar. Fest steht jedoch für Andrea Nahles: „Wir bieten Klartext statt Merkelei.“ Dafür zuständig wird in den kommenden Wochen vor allem Peer Steinbrück sein. Und der kündigt am Dienstag an: „Ab morgen gehen wir auf die Straße.“

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

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