Wähler mobilisieren und zum Mitmachen bewegen – das war wohl der Beweggrund der NRWSPD für ihre Wahlplakataktion im Internet. Der Gewinner mit 4497 Klicks: „Currywurst ist SPD“. Doch sieht so ein Gewinnerplakat aus?
So schlecht war die Idee ja nicht, Wahlplakate von Internetnutzern entwerfen zu lassen. Aufgrund der Kürze des Wahlkampfs blieb dieses Mal schließlich keine Zeit für eine Bürgerbeteiligung am Wahlprogramm. Deshalb also selbstgestaltete Plakate. Von über 300 online gestellten Entwürfen wählte eine Jury aus Parteimitgliedern und Werbern die fünf Finalisten aus. Zwei Tage lang konnten dann Facebook-Nutzer für ihr Lieblingsmotiv den „Gefällt mir“-Button klicken.
Zur Auswahl standen dabei eine lächelnde Hannelore Kraft mit dem Verweis auf den Mutter- und Landtagswahltag am 13. Mai, zwei lilafarbene Plakate mit Kraft-konzentrierten Sprüchen und eine Backsteinmauer mit der „Kraft im Herzen NRWs“. Und eben die Currywurst mit Pommes: „Currywurst ist SPD“, aha. Und was sagt uns das jetzt?
Bodenständig wie Currywurst
Der flapsige Entwurf stammt von zwei Tübinger Jusos. Erik Flügge und Jonathan Gauß wollten in ihrem Plakat das SPD-Gefühl wiedergeben. Was ist der Ruhrpott, was ist die Partei? Inspirationsquelle war Grönemeyers Currywurstlied: „Kommse vonne Schicht, Wat schönret gibt et nich, Als wie Currywurst“, singt er da. Die Currywurst sei bodenständig wie die SPD, schwärmt Flügge. Ein Lebensgefühl also?
Im Netz hat das Plakat bereits zahlreiche Nachahmer gefunden. „Frikandel speciaal ist SPD“, „Franzbrötchen ist SPD“, „Lecker Bierchen ist SPD“ und nicht zu vergessen das für Vegetarier besonders unappetitliche „En Happen Mett es SPD“. Für Parodien bietet der Gewinner zahlreiche Möglichkeiten. Flügge freut sich darüber: „Es gibt genügend andere Plakate, die Inhalte transportieren“, sagt er. Doch genau diese „Inhaltslosigkeit“ stört die meisten Kommentatoren im Netz. Manch einer glaubt gar an Schiebung: „Ich vermute mal, dass alle CDUler ‚gefällt mir‘ gedrückt haben!“, beschwert sich Facebook-Nutzerin Gabriele Schupp in der Kommentarliste zum Plakat.
"Antibesserwisser"-Plakat
Der Generalsekretär der NRWSPD, Michael Groschek, sieht das gelassen. „Wer sich auf das Netz einlässt, muss mit den Ergebnissen leben“, sagt er. Mit einer Videobotschaft hatte er zu der Aktion aufgerufen, denn „Plakate bringen Politik plakativ auf den Punkt“. Dass das nicht immer der Fall sein muss, zeigt das „Antibesserwisser“-Plakat, wie die beiden Tübinger ihren Siegerentwurf nennen. Das bietet Wurst mit Soße.
Oder wie es der Facebook-Nutzer Rainer Ziegler sieht:
„Kommste vonne Schicht, Watt Bess'res gibt es nich, Als SPD und Currywurst!“
ist freie Journalistin in Berlin. Von 2011 bis 2013 hat sie beim vorwärts volontiert.