Parteileben

Allzeit bereit: Ulrike Bahr macht Wahlkampf mit der Feuerwehr

Auffallen um jeden Preis: Im Wahlkampf geht es für Politiker und Parteien darum, die Aufmerksamkeit der Wähler für sich zu gewinnen. Ulrike Bahr zeigt, wie es geht.
von Robert Kiesel · 7. September 2017
Ulrike Bahr
Ulrike Bahr

Wahlkampf bedeutet Stress, erst recht wenn die Wahl immer näher rückt. Wahlkampfstände hier, Diskussionsforen dort, mittendrin Besprechungen mit dem Team und das obligatorische Plakatieren - Direktkandidaten können da schon mal ins Schwitzen kommen. Glücklich kann sich schätzen, wer die Wege von einem Termin zum nächsten unter Blaulicht zurücklegen kann. Ulrike Bahr könnte das - zumindest theoretisch. Die Bundestagsabgeordnete aus dem Wahlkreis Augsburg-Stadt tourt im „Feuerroten Bahr-Mobil“ durch die Viertel ihrer Stadt. Dessen Sirenen sind zwar deaktiviert, für den Wahlkampf ist das ehemalige Feuerwehrauto aber voll einsatzfähig.

Der „Uli-Bulli“ senkt die Hemmschwelle

Bahr, die seit Anfang Juli mit dem Mobil unterwegs ist, gefällt die Rolle der Retterin in der Not: „Wir sind vor Ort, wenn wir gebraucht werden. Ständig im Einsatz und allzeit bereit“, erklärt Bahr stilsicher im Feuerwehr-Duktus. Tatsächlich ist der „Ulli-Bulli“ immer dann am Start, wenn Bahr unter freiem Himmel Wahlkampf macht. Ein „Anker im Stadtteil“ sei der Wagen geworden, erklärt die Abgeordnete, die 2013 erstmalig über die Liste in den Bundestag eingezogen war.

Besonders hilfreich ist das „Bahr-Mobil“ immer dann, wenn Bahr und ihre Helfer zum Tür-zu-Tür-Wahlkampf in Augsburg aufbrechen. „Zum einen macht der Wagen die Menschen neugierig, zum anderen motiviert er die jungen Leute, die mir im Wahlkampf helfen“, erklärt die 53-Jährige. Bei öffentlichen Veranstaltungen oder an Wahlkampfständen senke die Feuerwehr die Hemmschwelle für das persönliche Gespräch, auch weil Kinder von dem Wagen kaum wieder wegzubewegen sind. „Mit jungen Eltern kommen wir deshalb besonders leicht in Gespräch“, erklärt Bahr, die grundsätzlich von überwiegend positiven Reaktionen zu berichten weiß.

Helium- statt Löschpumpe

Dass der ehemals in Österreich eingesetzte Feuerwehrwagen überhaupt den Weg in das Wahlkampfteam der Augsburgerin fand, hat Bahr Chris Wachinger zu verdanken. Der 33-Jährige Juso recherchierte im ganze Weile im Netz nach einem passenden Gefährt für seine Kandidatin, ehe er auf den gut erhaltenen Oldie stieß. „Baujahr 1982, 50.000 Kilometer und so gut wie kein Rost, da mussten wir zuschlagen“, erinnert sich Wachinger an den Kauf des Wagens. Persönlich fuhr er nach Landau (Rheinland-Pfalz), holte den Wagen samt H-Kennzeichen und Papieren ab. Kleinere Ausbesserungsarbeiten, die den „Uli-Bulli“ auf seinen Einsatz als Wahlkämpfer vorbereiten sollten, erledigte der „Auto“-Didakt Wachinger flugs selbst.

Bei so viel Einsatz hat sich Wachinger die Rolle des Chef-Fahrers mehr als verdient. Er ist derjenige, der den ehemals mit Lösch- und heute mit Heliumpumpe für Luftballons ausgestatteten Wagen von A nach B fährt. Wachinger trägt dafür Sorge, dass die aus Bierzeltgarnitur, Musikanlage und Stromaggregat bestehende Wahlkampfausrüstung einsatzbereit ist. Sollte es in der Nähe des „Bahr-Mobils“ übrigens tatsächlich zu einem kleineren Unfall kommen, muss nicht zwingend die Feuerwehr gerufen werden. Einen Verbandskasten haben Wachinger und Bahr immer dabei.

Autor*in
Robert Kiesel

war bis März 2018 Redakteur des vorwärts.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare