Parteileben

96,2 Prozent: Olaf Scholz ist Kanzlerkandidat der SPD

Mit 96,2 Prozent kürt der digitale SPD-Parteitag Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten. In seiner Bewerbungsrede sagt der, wie er Deutschland in die Zukunft führen will – und macht den Wähler*innen ein Angebot.
von Kai Doering · 9. Mai 2021
„Ich möchte eine Regierung anführen, die unser Land nach vorne bringt.“ Mit 96,2 Prozent hat der Parteitag Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten gekürt.
„Ich möchte eine Regierung anführen, die unser Land nach vorne bringt.“ Mit 96,2 Prozent hat der Parteitag Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten gekürt.

Am Ende gibt es doch noch Applaus. Eine Dreiviertelstunde hat Olaf Scholz gesprochen, ohne, dass jemand geklatscht hätte. An dem, was Scholz gesagt hat, hat das nicht gelegen. Im Gegenteil. Auf Twitter und Facebook gab es jede Menge zustimmende Kommentare, im Livestream auf spd.de flogen die Herzen, die die Zuschauer per Klick auslösen konnten, im Sekundentakt. Nur in der Halle auf dem Berliner Messegelände, in dem Scholz beim ersten digitalen Bundesparteitag seine Bewerbungsrede als Kanzlerkandidat der SPD hält, ist außer einigen Mitarbeitern und der Parteispitze niemand, der ihm applaudieren könnte.

Als dann um kurz nach halb fünf die Delegierten des digitalen Parteitags hinter Scholz auf der Videowand auftauchen und klatschen, strahlt er. Vieles ist anders in Zeiten der Corona-Pandemie. Das macht Olaf Scholz auch in seiner Rede deutlich. „In dieser Pandemie haben die Bürgerinnen und Bürger in Deutschland Großes geleistet. Und sie leisten immer noch Großes – Tag für Tag“, betont er gleich zu Anfang. Zugleich habe die Situation erbarmungslos ans Licht gebracht, was alles im Argen liegt in Deutschland. „Aus den Erfahrungen müssen wir jetzt die richtigen Schlüsse ziehen – und zwar ganz grundsätzlich“, fordert Scholz.

Die Weichen für die 20er Jahre stellen

„Ich möchte eine Regierung anführen, die unser Land nach vorne bringt. Eine Regierung, die sich etwas vornimmt“, sagt er. Jetzt gehe es darum, die Weichen für die 20er Jahre des 21. Jahrhunderts und darüber hinaus zu stellen. „Wir wollen das Land in die Zukunft führen. Und wir wissen, was es dafür braucht“, sagt Scholz. Wenige Minuten zuvor hat der Parteitag das Programm für die Bundestagswahl, das Zukunftsprogramm, fast einstimmig beschlossen. Nun greift Scholz nochmal einzelne Punkte heraus.

„Den Mindestlohn von 12 Euro werde ich in meinem ersten Jahr als Bundeskanzler durchsetzen“, verspricht er. Ebenso werde er eine Kindergrundsicherung einführen. „Kein Kind soll mehr in Armut aufwachsen“, sagt Olaf Scholz. Den deutschen Sozialstaat will er „zu einem der besten Sozialstaaten auf der Welt“ machen. Und auch das Problem steigender Mieten will Olaf Scholz als Bundeskanzler sofort angehen. „Ich will, dass wir wieder mindestens vierhunderttausend neue Wohnungen pro Jahr schaffen, davon einhunderttausend im sozialen Wohnungsbau“, so sein Ziel.

96,2 Prozent für Olaf Scholz

All das sei für ihn Ausdruck von Respekt gegenüber den Menschen in Deutschland. „Eine Gesellschaft des Respekts – das ist mein Leitbild für Deutschland“, sagt Scholz. Es dürfe nicht sein, dass sich manche für etwas Besseres hielten. Nur eine Gesellschaft des Respekts sei in der Lage dass „unser Land die Zukunft bestehen kann“. Den Wählerinnen und Wählern macht Olaf Scholz an diesem Nachmittag ein Angebot: „Wenn ich Bundeskanzler bin, dann sollen mich die Bürgerinnen und Bürgern an einer Zielgröße messen: Wird unser Land im Jahrzehnt bis 2030 ein besseres Land geworden sein?“

Dafür hat Scholz bereits Anfang des Jahres vier „Zukunftsmissionen“ festgelegt: Mobilität, Klima, Digitalisierung und Gesundheit. Diese finden sich auch im Zukunftsprogramm wieder. Als Bundeskanzler will er sie zu seinen „persönlichen Anliegen machen“. „Auf den Kanzler kommt es an“, zitiert Olaf Scholz schließlich sogar noch einen alten Slogan der CDU. Kurt Georg Kiesinger ist damit 1969 in die Bundestagswahl gezogen. „Das gilt jetzt wieder. Das gilt jetzt mehr denn je“, sagt Scholz. „Ich bewerbe mich für das Amt des Bundeskanzlers, weil ich überzeugt bin: Ich kann das.“

Das sieht auch der Großteil der 600 Parteitagsdelegierten so. Mit 96,2 Prozent machen sie Olaf Scholz zum Kanzlerkandidaten. Und den digitalen Applaus von der Video-Wand gibt es noch dazu.

Autor*in
Kai Doering
Kai Doering

ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.

0 Kommentare
Noch keine Kommentare