25 Jahre Willy-Brandt-Haus: Parteizentrale von Menschen für Menschen
Dittrich/vorwärts
So richtig zum Feiern ist Lars Klingbeil am Montag nicht zumute. Als der Generalsekretär an das Mikrofon tritt und die rund 200 Gäste im Atrium des Willy-Brandt-Hauses begrüßt, kommt er zunächst auf die Situation in Afghanistan zu sprechen. Er berichtet von den dramatischen Nachrichten, von den Hilferufen, die auch ihn erreichten. „Es geht dort gerade um Leben und Tod“, fasst er die Lage zusammen, macht auch den überstürzten Abzug der amerikanischen Truppen mit für die chaotische Situation vor Ort verantwortlich.
Eigentlich waren die Mitarbeiter*innen, Mieter*innen und Genoss*innen im Willy-Brandt-Haus aber zusammengekommen, um das 25-jährige Bestehen der SPD-Parteizentrale in Berlin zu feiern. „Das hätte eine schöne Party werden können“, meinte Klingbeil denn auch, denn die Sozialdemokrat*innen verspüren Aufwind. Kanzlerkandidat Olaf Scholz liegt in Umfragen vorn, der Wahlkampf entwickelt sich gut, wenige Wochen vor der Bundestagswahl ist aus Sicht des Generalsekretärs das Rennen offen wie nie.
Ein Gebäude als politisches „Ausrufezeichen“
Doch die Parteizentrale, inmitten von Berlin-Kreuzberg, ist eben doch mehr als nur ein Gebäude und auch anders als andere Parteizentralen, das betont zuvor SPD-Schatzmeister Dietmar Nietan in seiner kurzen Ansprache. Ein Ausrufezeichen habe man als SPD damals gesetzt, als man das Gebäude an dieser Stelle errichtet habe, als erste der großen Parteien richtete sich die SPD in Berlin ein. Dass sich die SPD-Zentrale so entwickelt habe, habe die Partei vor allem Inge Wettig-Danielmeier zu verdanken, die früher Nietans Posten bekleidete. „Das ist ein Haus, in dem Menschen für andere Menschen arbeiten“, hob er den sozialdemokratischen Charakter hervor.
Und so kommt Nietan darauf zu sprechen, was die Partei und damit das Willy-Brandt-Haus ausmacht: Sowohl in der Partei als auch in dem Gebäude sei man bereit, Verantwortung zu übernehmen für andere. Das greift denn auch Klingbeil im Anschluss auf – denn um Verantwortung geht es ihm im aktuellen Wahlkampf, aber auch in Afghanistan. Erstmals ist das gesamte Kampagnenteam der Partei auch im Willy-Brandt-Haus beheimatet, die Zeit bis zur Wahl könnten die aus seiner Sicht besten 41 Tage werden. Aus seiner Sicht gebe es drei Kanzlerkandidat*innen, die ins Kanzleramt einziehen wollen „und einer kann es“.
Verantwortung – dafür stehen Gebäude und Partei
Durch die Entwicklung der Umfragewerte sieht sich Klingbeil darin bestätigt, dass die Partei auf die richtigen Inhalte, den richtigen Kandidaten gesetzt hat – und betonte auch an diesem Tag den Teamspirit, die Geschlossenheit in der Partei, an der nicht nur die Parteispitze sondern auch das Willy-Brandt-Haus als Ganzes seinen Anteil hätten. Gründe zum Feiern gäbe es also genug. „Aber denkt trotzdem an die Menschen in Afghanistan“, sagt er an die Besucher*innen gerichtet.
Die Grundsteinlegung des Willy-Brandt-Hauses erfolgte bereits 1993, drei Jahre nach der Wiedervereinigung, zwei Jahre nachdem der Umzug des Bundestags von Bonn nach Berlin beschlossen worden war. Die offizielle Einweihung wurde im Mai 1996 gefeiert. Das Parteigebäude ist offen konzipiert, bietet Platz für Veranstaltungen, Ausstellungen und Empfänge und auch kleine Geschäfte sowie Gastronomie. Im Inneren empfängt eine Bronzefigur des namensgebenden Willy Brandt die Gäste, das Atrium wird regelmäßig für Kunstausstellungen genutzt. Markant ist außerdem der große Würfel mit SPD-Schriftzug, der seit 2011 die Fläche an der Spitze des Gebäudes ziert.