1000 Teller für München: SPD-Abgeordneter liefert Essen an Bedürftige
Zwischen Isar und Odeonsplatz liegt das städtische Gymnasium St. Anna im Herzen von München. Wegen der Corona-Pandemie blieb das Gymnasium in den vergangenen Wochen geschlossen. Nicht so jedoch die Schulkantine. Denn dort werden seit März täglich bis zu 1.000 warme Mahlzeiten für die Hilfsaktion „1000 Teller fliegen um München“ zubereitet, die der bayrische SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Post mitinitiiert hat.
„Ein Münchner Gastronom hat sich an mich gewandt, weil er die Idee hatte, für Bedürftige zu kochen. Das Ziel war, bis zu 1.000 Essen am Tag kostenfrei abzugeben“, erklärt Post im Gespräch mit dem „vorwärts“, wie die Aktion zustande kam. Insbesondere Kinder, die wegen der Corona-Pandemie auf kostenloses Essen in Schulkantinen oder Kindertagesstätten verzichten müssen, aber auch ältere Menschen, die momentan nicht selbstständig einkaufen können, sollten von der Aktion profitieren. Post setzte sich mit dem städtischen Sozialreferat in München in Verbindung, um datenschutzkonform mit bedürftigen Menschen in Kontakt kommen zu können. „Sozialreferat hat auf Aktion aufmerksam gemacht und das Einverständnis der Betroffenen eingeholt“, sagt Post.
Bis zu vier Stunden essen ausliefern
Letztlich vergingen nur wenige Tage, bis aus der Idee tatsächlich eine Hilfsaktion für bis zu 1.000 bedürftige Menschen in München wurde. Post kümmerte sich vor allem um die rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen, warb darüber hinaus im persönlichen wie familiären Umfeld um Spenden. Der SPD-Bundestagsabgeordnete ließ es sich aber auch nicht nehmen, mit seinem eigenen Auto selbst Essen auszufahren. Bis zu vier Stunden täglich war er dafür neben seiner Arbeit als Parlamentarier im gesamten Münchner Stadtgebiet unterwegs. Zugute kam ihm dabei sicherlich, dass alle anderen sonstigen Freizeitaktivitäten ab Mitte März weitestgehend wegfielen.
„Unser Ziel war es, alle Speisen frisch zuzubereiten“, sagt Post. Deswegen begann der freiwillige Arbeitstag der Aktiven von „1000 Teller fliegen um München“ auch recht früh mit dem Einkauf im Großmarkt. Anschließend wurden die Essen in der Schulkantine gekocht, abgepackt und gekühlt, später ausgeliefert. Die Bedürftigen können täglich wählen zwischen einem vegetarischen Gericht und einem mit tierischen Produkten. Die Mahlzeiten werden dann einzeln verpackt und kontaktlos ausgeliefert.
Positives Fazit der Aktion
Dabei erhielt die Initiative zeitweise prominente Unterstützung. Der Sternekoch Heinz Winkler half tatkräftig bei der Zubereitung der Gerichte mit. Der 70-Jährige fuhr extra aus Aschau im Chiemgau nach München, um Post und seine Mitstreiter zu unterstützen. Deren Initiative soll noch laufen, bis der Regelbetrieb an Schulen und Kindertagesstätten wieder angelaufen ist. Post zieht jedenfalls schon mal ein positives Fazit, nicht nur aufgrund der Vielzahl an Spenden, die das Projekt erreichten. „Es gab eine sehr positive Resonanz und teilweise sehr rührende Geschichten. Einzelne Leute haben auch Briefe geschickt und sich bei uns bedankt“, berichtet der Bundestagsabgeordnete.
ist Redakteur des „vorwärts“. Er hat Politikwissenschaft studiert und twittert gelegentlich unter @JonasJjo