Wir Streetworker helfen, Probleme zu lösen. Bei Konflikten sind wir diejenigen, die auf die Jugendlichen zugehen, mit ihnen reden. Dreimal in der Woche fangen meine Kollegin und ich erst mittags an, weil die Jugendlichen frühestens nachmittags draußen sind.
Wir sind grundsätzlich als Zweier-Team unterwegs, damit wir uns gegenseitig unterstützen können. Zuerst prüfe ich, ob die Bezirksjugendpflege Konflikte gemeldet hat. Wenn sich beispielsweise Nachbarn wegen alkoholisierter Jugendlicher beschwert haben. Daran orientieren wir die weitere Planung. Die anderen beiden Tage schreiben wir im Büro von 8 bis 17 Uhr unsere Protokolle.
Wir betreuen in Köln zu zweit die komplette rechte Rheinseite, ein relativ weitläufiges Gebiet. Das sind insgesamt 100 Jugendliche, jeweils in unterschiedlich großen Gruppen, bei denen wir regelmäßig vorbeischauen. Meist fahren wir mit der Bahn, im Sommer nehmen wir das Klapprad. Inzwischen kenne ich alle Treffpunkte: Kinderspielplätze, Straßenbahnhaltestellen, Bolzplätze.
Mein Vorteil: Ich will die Jugendlichen nicht von dort vertreiben. Stattdessen biete ich – unverbindlich und kostenlos – Hilfe an. So ergibt sich immer ein Gespräch. Und dann wissen die Jugendlichen, sie können sich bei mir melden: Wenn sie Ärger mit der Polizei haben. Stress mit den Eltern. Drogenprobleme. Oder ich spreche das Müllproblem an, wenn jeden Abend leere Flaschen liegen bleiben. Wenn ich gehe, lasse ich meine Kontaktkarte da. Da steht die Handynummer drauf und: „Streetwork: respektvoll und vertraulich“. Genau das versuche ich zu leben.
Mein Vater ist Sozialpädagoge, meine Tante auch. Das hat meine Berufswahl beeinflusst. Während des Studiums habe ich in der Bewährungshilfe mit Straftätern gearbeitet. Diese Erfahrung hilft mir, zumindest auf der rechtlichen Schiene.
Meine Aufträge geben mir die Jugendlichen selbst. Oft geht es um Hilfe bei Bewerbungen. Oder einen Ort, wo sie sich in Ruhe auch bei Regen treffen können. Meine Kollegin und ich netzwerken mit Vereinen und Institutionen, kümmern uns um Mitternachts-Sportangebote oder Filmabende. Wir übernehmen eine wichtige Vermittlerposition. Ich finde es toll, an der frischen Luft so viele nette Jugendliche zu treffen.
Streetworker
Sebastian Schwalm,29 Jahre, lebt in Köln
Ausbildung: Diplom-Sozialpädagoge
Status: angestellt
Gehalt: 2400 Euro brutto/Tarifvertrag f. d. Öffentlichen Dienst
Arbeitszeit: 35,25 Wochenstunden