Noch am Freitag, dem 28. September, früh um 7.30 Uhr wusste Peer Steinbrück nicht, dass er am Nachmittag zum Kanzlerkandidaten der SPD ausgerufen werden sollte. Frank-Walter Steinmeier hatte am Vorabend vor Journalisten durchblicken lassen, er stehe nicht zur Verfügung. Da Gabriel schon zuvor für sich die gleiche Entscheidung getroffen hatte, subtrahierten Journalisten drei minus zwei und kamen auf: Peer Steinbrück. Das war am Freitag Vormittag dann so im Internet zu lesen.
Gabriel trat beherzt die Flucht nach vorn an, informierte Steinbrück und die engere Parteiführung. Nachmittags trat die Troika im Willy-Brandt-Haus vor die Presse und Steinbrück erklärte: „Ich nehme die Herausforderung an.“ Steinmeier versicherte, den Kandidaten zu unterstützen, „als wäre es mein eigener Wahlkampf“.
Die Partei reagierte flügelübergreifend so überrascht wie erleichtert. Der Parteivorstand stimmte Sigmar Gabriels Personalvorschlag in einer Sondersitzung einstimmig zu. Das letzte Wort wird ein Parteitag am 9. Dezember in Hannover haben.
Am Montag, nach der Sondersitzung des Vorstands, begrüßten Mitarbeiter der Parteizentrale den designierten Kanzlerkandidaten mit minutenlangem Applaus. Gabriel: „So haben die mich noch nie empfangen.“ Auch so kann man Spekulationen entgegentreten, ab jetzt könne die SPD zwei Kraftzentren haben, die sich womöglich kritisch beäugen. Steinbrück versprach, mit dem Willy-Brandt-Haus eng zusammenzuarbeiten, und Gabriel versicherte: „Wir haben den gleichen Herzschlag.“
Steinbrück will „nicht halbherzig, aber auch nicht überheblich“ in den Wahlkampf ziehen. Er kündigte an, sein Aufsichtsratsmandat bei Thyssen-Krupp niederzulegen und ab sofort keine honorarpflichtigen Vorträge mehr zu halten.
Die Kandidaten-Troika ist damit passé. Steinbrück, Steinmeier und Gabriel werden sich aber in Zukunft eher öfter und dringender abstimmen müssen als in den letzten eineinhalb Jahren. Gebraucht wird für die Arbeit an Programm und Kampagne also eine Troika plus. Plus Länderchefs und Frauenpower.