Diskriminierung und Rassismus im Sport sind noch immer alltäglich. Die Internetportale www.Sport-mit-Courage.de und www.Mach-den-Unterschied.de sollen helfen, rechtsradikalen Aktivitäten in Vereinen vorzubeugen.
Wie reagiert man, wenn ein Sportler in einem Verein diskriminiert wird? Diese Frage haben sich bestimmt schon viele Vereinsmitglieder gestellt. Eine Antwort gibt das neue Internetportal www.Mach-den-Unterschied.de. Das Online-Trainingsprogramm für Zivilcourage wendet sich vor allen Dingen an junge Sportler und Sportinteressierte. Das Internetportal ist wie ein Videospiel aufgebaut. Der Nutzer schlüpft in die Rolle des Kapitäns einer Eishockeymannschaft, der daraufhin mit Rassismus und Ausgrenzung konfrontiert wird. Der Kapitän hat fünf Reaktionsmöglichkeiten zur Auswahl. Die Folgen seiner Reaktion werden anschließend analysiert. Gespielt werden die Videoszenen von den Juniorspielern der Eishockeymannschaft Eisbären Berlin. Sven Felski, Profi-Eishockeyspieler der Eisbären Berlin, gibt außerdem Tipps und Feedback zu den möglichen Reaktionen.
„Das Internetportal vermittelt den Eindruck, wie Zivilcourage entsteht. Es suggeriert, dass es immer eine Wahl gibt,“ sagt Dr. h.c. Joachim Gauck auf der Pressekonferenz Mitte März. Hier wurden die beiden neuen Internetportale gegen Diskriminierung und für Zivilcourage im Sport vom Verein „Gegen Vergessen – Für Demokratie“ vorgestellt. Gauck hatte bis zu seinem Amtsantritt als Bundespräsident den Vorsitz der Vereinigung inne. Der Verein ist neben den Landessportbünden der ostdeutschen Länder einer der Initiatoren des Internetportals. „Mach den Unterschied“ ist ein Teil des Webportals www.Sport-mit-Courage.de. Die Internetseite, die ein Angebot von Sportlern für Sportler ist, gibt praxisorientierte Informationen und Materialien zum Thema Rechtsextremismus im Bereich des Sports. „Die Internetportale sollen zum Mitmachen gegen Extremismus anregen“, sagt Martin Ziegenhagen, Projektleiter von „Sport mit Courage“.
Arbeitslosigkeit als Nährboden für Rechtsextremismus
„Vor allem in Ostdeutschland muss man mit dem Thema Rassismus sensibel umgehen“, sagt Ute Seckendorf, Leiterin der Regiestelle des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“, das die Portale finanziert. Problematisch sei die hohe Arbeitslosigkeit und die wenigen Freizeitangebote in Ostdeutschland, die Zivilgesellschaft sei dadurch geschwächt und besonders anfällig für Rechtsextremismus, sagt Gauck. Es sei wichtig, dass vor allem hier Bürgervereine und Internetportale gegen Rechtsradikalismus aktiv würden.
Außerdem stellt Seckendorf fest, dass auch Sportvereine ein häufiger Ort für Diskriminierung seien. Weil dort verschiedenste Nationen aufeinander träfen, eigneten sich diese besonders gut für Integrationsanstrengungen, ergänzt Sven Felski. Gauck fügt hinzu, dass man im Sport lerne, seine Kraft gezielt einzusetzen, fair mit den Mitspielern umzugehen und die Mannschaft als Gemeinschaft wahrzunehmen. Er ist sich sicher, dass diese Tugenden notwendig seien, um Hass gegenüber Migranten vorzubeugen. Trotzdem macht Gauck darauf aufmerksam, dass Anstrengungen gegen Rechtsradikalismus auch in Zukunft nicht weniger werden: „Wir leben in einer offenen demokratischen Gesellschaft. Die Neigung zu Ressentiments wird niemals aussterben.“
Romy Hoffmann ist Studentin der Politikwissenschaft und Philosophie an der Universität Regensburg. Im Frühjahr 2012 absolvierte sie ein Praktikum in der Redaktion des vorwärts.