Kein Aussortieren mehr: Die Arbeitsgemeinschaft für Bildung in der SPD (AfB) fordert gleiche Bildungschancen für alle.
Studien zeigen schon lange: Die Lernerfolge von Förderschülern sind gering. Sie sind vor allem geringer als von Kindern, die bei gleichen Voraussetzungen auf eine Hauptschule gehen. Dementsprechend schlecht sind die Chancen von Förderschülern auf dem Arbeitsmarkt, denn die meisten beenden ihre Schulzeit ohne Abschluss. Die Folge: Die soziale Teilhabe von Behinderten und Förderbedürftigen am gesellschaftlichen Leben ist dauerhaft eingeschränkt.
Gegen ein derart ausgrenzendes System haben die Vereinten Nationen deshalb 2006 eine Behindertenrechtskonvention verabschiedet, der sich 2009 auch Deutschland angeschlossen hat. Seitdem steht die Bundesrepublik in der gesetzlichen Pflicht, jedem Schulpflichtigen über ein integratives beziehungsweise inklusives Schulsystem den Zugang zu hochwertiger Bildung zu ermöglichen. Doch es hakt an der Umsetzung. „Die Inklusion im Bildungssystem ist längst überfällig“, kritisiert Eva-Maria Stange auf einer Fachkonferenz zum Thema „Was behindert hier wen? Inklusion im deutschen Bildungssystem“ Ende April in Berlin.
Kleinere Klassen, mehr Personal
Die AfB-Bundesvorsitzende fordert deshalb einen Masterplan für Bund, Länder und Kommunen. „Es reicht nicht, die entsprechende UN-Konvention zu unterschreiben. Sie muss auch umgesetzt werden, und zwar in den Kindertagesstätten wie auch in den Schulen“, so Stange. Dazu müsse aber auch die Unterrichtsstruktur geändert werden. „Inklusion funktioniert nicht in Klassen mit 30 Kindern, die hintereinander in Reihen sitzen“, weiß sie.
Kleinere Klassen, mehr pädagogisches Personal – die Kosten für eine derartige Umstrukturierung sind hoch. Die SPD fordert deshalb, das Kooperationsverbot zwischen Bund und Ländern aufzuheben. "Wir brauchen neue Wege der Zusammenarbeit, um die Inklusion auch finanzieren zu können", so Doris Ahnen, Mitglied im SPD-Parteivorstand.
Eine Hürde stelle zudem die Akzeptanz eines inklusiven Bildungssystems dar. „Wir haben in Deutschland immer noch die Schere der Aufteilung im Kopf“, so Eva-Maria Stange. Für mehr Aufklärung plädiert auch Ute Erdsiek-Rave. „Die Beispiele aus der Praxis zeigen, dass eine Überforderung von Schwachen wie auch eine Unterforderung von Starken in gemischten Gruppen nicht stattfindet“, so die Vorsitzende des Expertenkreises „Inklusive Bildung“ der deutschen UNESCO-Kommission.
ist freie Journalistin in Berlin. Von 2011 bis 2013 hat sie beim vorwärts volontiert.