Heinrich Peuckmann beschreibt eine Kindheit im Ruhrgebiet der 1970er Jahre. Ein Industriellensohn begeistert sich für den Arbeitersport Fußball. Zwar tauscht er sein Instrument erfolgreich gegen den Lederball. Die Standesschranken vermag er nicht zu überwinden.
Arwed heißt der Sohn eines bornierten Industriellen. Sein Leben spielt sich zwischen elitärem Internat, Chorproben und den Besuchen seiner sich unkonventionell gebenden Großmutter ab. Eine mit etwas Glück ohne größere Verletzungen überstandene Begegnung mit Jungs aus dem Essener „Problemviertel“ Katernberg wecken sein Interesse an ihnen und am Fußball.
Der großbürgerliche Fußballer
Beim Fußballverein trifft man sich auf etwas sanftere Weise als bei der ersten Begegnung auf der Straße. Arwed, an seiner Schule eher isoliert, findet hier Freunde, erweist sich als sehr begabt und wird zu einem gefragten Spieler. Schließlich wird der Industriellensohn nach Italien verpflichtet, von wo er am Ende als Mitglied der deutschen Nationalelf in seine Heimat zurückkehrt. Auf der buchstäblich letzten Seite schießt er das entscheidende Tor zum Sieg.
Zwischendurch verliebt sich der Protagonist des Jugendromans in eine junge Frau, die ihm zu verstehen gibt, dass er und sie befreundet sein und Sex haben können, ihre Beziehung jedoch keine Perspektive hat. Als Begründung dafür, dass sie ihn in seiner Villa nicht besuchen will, gibt sie an: „Weil ich weiß, dass ich immer in Katernberg bleiben werde, weil ich dahin gehöre.“
Unüberwindliche Standesschranken
Überhaupt lehren Arwed die jungen Frauen, in die er sich verliebt, viel über die letzten Endes nicht zu überwindenden Standesschranken, die auch und gerade über den Fußballklub nicht aufgehoben werden. Auch wenn der „Saitenwechsel“ von der klassischen Musik zum proletarischen Sport gelingt: Letzten Endes bleibt der Großbürgersohn in seiner Welt und die Jungs aus dem Arbeiterviertel bleiben in der ihren. Das gilt auch für den Chauffeur Albert, der die Großmutter unseres Helden fährt. Er hat ein Herz aus Gold und sitzt beim entscheidenden Fußballmatch auf der Tribüne. Ein Beispiel dafür, wie in dem Buch Klischees grüßen lassen.
Der 1949 in Kamen geborene Heinrich Peuckmann ist mit mehreren Romanen, Krimis, Erzählungen und lyrischen Texten, aber auch Kinder- und Jugendbüchern hervorgetreten. Häufig spielen sie im Ruhrgebiet oder in Asien. Von Beruf Gymnasiallehrer, gehört er dem PEN, dem Verband deutscher Schriftsteller und der Krimiautorenvereinigung „Das Syndikat“ an. Er ist darüber hinaus mit Übersetzungen ins Französische, Niederländische, Polnische und Ungarische sowie ins Chinesische bekannt geworden.
Heinrich Peuckmann: „Saitenwechsel“, Asso Verlag, Oberhausen 2012, 246 Seiten, 9,90 Euro, ISBN 978-3-938834-61-9
Matthias Dohmen hat Germanistik, Geschichte, Politologie und Philosophie studiert, arbeitet als freier Journalist und ist 2015 mit einer Arbeit über die Rolle der Historiker West und Ost im "deutschen Geschichtskrieg" promoviert worden.