Gabriel für Engagement gegen Rechts geehrt
Das Internationale Auschwitz-Komitee hat SPD-Chef Sigmar Gabriel am Montag mit der „Statue der Erinnerung“ geehrt. Am internationalen Holocaust-Gedenktag würdigte es damit Gabriels Engagement gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus.
Die „Statue der Erinnerung“ ist eine kleine Skulptur, ein umgedrehtes „B“. Sie erinnert an das „B“ im berühmt-berüchtigten Schriftzug „Arbeit macht frei“ über dem Eingang des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Häftlinge des Konzentrationslagers, die den Schriftzug auf Geheiß der SS anfertigen sollten, stellten den Buchstaben bewusst auf den Kopf. Es war ein kleines Zeichen des Widerstandes gegen die mörderischen Lagerleiter. Eine „Demonstration der Selbstachtung und der Selbstbehauptung“, wie das Internationale Auschwitz-Komitee (IAK) auf seiner Internetseite erklärt.
Gegründet wurde das Komitee 1952 von Überlebenden des Konzentrationslagers. Sie wollten die Welt wissen lassen, was in dem Lager geschah. Seit Mitte der 1990er Jahre haben sich auch viele Organisationen aus 19 verschiedenen Ländern dem Komitee angeschlossen, die die Erinnerung an den Holocaust wach halten wollen.
Mit der Statue der Erinnerung würdigt das Internationale Auschwitz-Komitee Persönlichkeiten, die sich besonders für die Erinnerungsarbeit und gegen Rechtsextremismus eingesetzt haben. An diesem Montag wurde die Auszeichnung an Sigmar Gabriel überreicht.
Über seinen Vater sprach Gabriel öffentlich
Der SPD-Chef habe schon als junger Mensch andere Jugendliche motiviert, sich im Rahmen von Gedenkstättenfahrten mit der Geschichte von Auschwitz auseinanderzusetzen, heißt es in der Begründung des IAK. Das Engagement gegen Rechtsextremismus, Antisemitismus und Rassismus sei ihm in seiner politischen Arbeit ein wichtiges Anliegen. „Darüber hinaus hat er seine persönliche Betroffenheit angesichts der eigenen Familiengeschichte in berührender Weise öffentlich gemacht und so zu offenen Gesprächen zwischen den Generationen beigetragen“, erklärt das IAK.
Anfang 2013 hat Gabriel in einem Interview mit der ZEIT über sein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater gesprochen. Dieser sei ein überzeugter Nazi gewesen und habe bis zu seinem Tod 2012 an der NS-Ideologie festgehalten. Gabriel hatte sich deshalb mit seinem Vater überworfen.
In seiner nachdenklichen und sehr persönlichen Dankesrede für die Auszeichnung erzählte Gabriel von seiner ersten Reise nach Auschwitz, die er als junger Mann unternahm. Keine Reise habe ihn so beeindruckt wie diese. Nie habe er verstanden, warum eine Partei wie die NPD in Deutschland überhaupt erlaubt sei. Deshalb habe er sich stets gegen die Neonazis aufgelehnt – als 15-Jähriger in Prügeleien, wie er gestand, später auf politischem Weg.
Gabriel: "Die ganze Welt stand Kopf"
Die Würdigung durch das IAK bezeichnete Gabriel als eine „zu große Auszeichnung“. Andere hätten sie eher verdient – etwa der SPD-Kommunalpolitiker Patrick Dahlemann, der im vergangenen Sommer auf einer NPD-Veranstaltung in Torgelow ans Rednerpult trat, um den Rechten Paroli zu bieten.
Vor Gabriel erhielten Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert und UN-Generalsekretär Ban Ki Moon die Auszeichnung des Auschwitz-Komitees. Als die französische Künstlerin Michèle Déodat die Skulptur mit dem umgedrehten „B“ an Gabriel überreichte, merkte er an: „Eigentlich stand das B ja richtig herum. Denn damals stand die ganze Welt auf dem Kopf.“
arbeitet als Redakteur für die DEMO – die sozialdemokratische Fachzeitschrift für Kommunalpolitik.