Der Tod des Literaturkritikers Marcel Reich-Ranicki am Mittwochnachmittag geht durch die Medien. Als junger Erwachsener hatte er das Warschauer Ghetto überlebt, nach dem Krieg bis ins hohe Alter die deutsche Literaturszene geprägt. vorwärts.de hat eine Auswahl von Pressestimmen zusammengestellt.
„Der größte Literaturkritiker unserer Zeit verkörperte, in Verfolgung und Ruhm, das zwanzigste Jahrhundert. Er war ein permanenter Protest gegen Langeweile und Mittelmaß“
FAZ Frank Schirrmacher
„Sein Humor und seine Schlagfertigkeit waren atemberaubend, auch seine Respektlosigkeit.“
FAZ Frank Schirrmacher
„Den Literaturteil der F.A.Z. hat er erfunden und, wie es ein Schriftsteller einst sagte, aus einem Fünfzehn-Quadratmeter-Zimmer die literarische Welt regiert. Seine Forderungen an eine hochtheoretisch, von den 68er-Jahren adornitisch geprägte Redaktion waren eindeutig: Klarheit, keine Fremdworte, leidenschaftliches Urteil.“
FAZ Frank Schirrmacher
„Als der 18-Jährige 1938 in Berlin von den Nazis in den Zug getrieben wird, der ihn ins jüdische Ghetto in Warschau deportiert, liest MRR, inmitten des Gedränges, der Schreie und Klagen der Verzweifelten, versunken in einem Buch – als ob er wüsste, dass die Literatur ihn vor allem Unheil schützen werde.“
Bild Nicolaus Fest
„Er hat den Deutschen gezeigt, dass Literatur Spaß macht. Dass guter Streit nichts Schlechtes ist, weil er belebt, klüger macht, zum Urteil zwingt!“
Bild Nicolaus Fest
„Wie kein zweiter beherrschte er die Dialektik von Lob und Tadel, er konnte hymnische Libeserklärungen anstimmen und – mit knappem, wohl nicht immer aufrichtigem Bedauern – ungemein nüchterne, zuweilen zynisch formulierte Totenscheine ausstellen.“
Die Welt Ulrich Weinzierl
„In den letzten Jahrzehnten seines Lebens besaß alles, was er sagte, die Aura des Unangreifbaren, ganz so, als gäbe es in der Literatur und in der literarischen Kritik noch einen herrschenden Aristokraten.“
Süddeutsche Zeitung Thomas Steinfeld
„Marcel Reich-Ranicki war, ungewöhnlich genug für einen Literaturkritiker, ein Star. Und das, obwohl er sich mit dem Mainstream viel weniger gemein machte, als diejenigen glaubten, die ihm unterstellten, allzu popularitätsheischend zu urteilen. Auch als Star aber ist er immer ein Außenseiter geblieben.“
Spiegel Online Sebastian Hammelehle
„Unterhaltsamkeit war für ihn, der seine Zuschauer so gut unterhalten konnte, ein entscheidendes Kriterium für die Beurteilung von Literatur. Dass andere sich mit anderen Texten oder Autoren besser unterhalten fühlten, war ihm dezidiert egal. Literatur, so Reich-Ranickis Anspruch, musste ihn persönlich ansprechen, berühren, überzeugen; was er nicht verstand, was ihm nicht gefiel, wurde verdammt, aussortiert, ignoriert.“
Taz.de Ina Hartwig