Mit einer feierlichen Festveranstaltung hat die SPD den 100. Geburtstag Willy Brandts begangen. Politische Nachfolger und Weggefährten erinnerten am Mittwochabend an den „Giganten des 20. Jahrhunderts“ und sein Vermächtnis.
Ein „Gigant des 20. Jahrhunderts“, nannte der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel Willy Brandt. „Sein Leben war so hoffnungsvoll, weil es zeigt, dass Menschen aus scheinbar kleinen Verhältnissen Großes leisten können.“ Auf der Festveranstaltung zum 100. Geburtstag Brandts am Mittwochabend in der Parteizentrale, dem Willy-Brandt-Haus, erinnerte Gabriel an den einzigen Ehrenvorsitzenden der SPD und verwies auf die tiefen Spuren, die Brandt in seiner Partei, aber auch in der Weltpolitik hinterlassen habe.
Durch seine Ostpolitik und mit seinem Kniefall vor dem Ehrenmal der Helden des Ghettos in Warschau habe Brandt ein „anderes, nicht nationalsozialistisches Deutschland“ symbolisiert. Das dadurch entstandene Vertrauen in den Nachbarländern habe erheblich zur deutschen Einheit beigetragen. Durch seinen Willen ein Volk guter Nachbar zu sein, leitete Brandt einen epochalen außenpolitischen Wandel ein, so Gabriel. „Von dieser Veränderung der politischen Kultur profitieren wir noch heute.“
Ein Mensch, im besten Sinne des Wortes
Neben der großen Bronzeskulptur Willy Brandts im Atrium der Parteizentrale warb der SPD-Vorsitzende für die Aktualität des Brandtschen Freiheitsverständnis. Der 1992 verstorbene Friedensnobelpreisträger habe an die Kraft der Aufklärung und den Gestaltungswillen geglaubt. „Solange wir uns an Willy Brandt erinnern, solange werden wir immer bereit sein mehr Demokratie zu wagen. Das bleibt sein dauerndes Vermächtnis“, betonte Gabriel vor den rund 250 Gästen, unter ihnen der frühere Bundespräsident Richard von Weizsäcker, der ehemalige Präsident der Partido Socialista Chiles Ricardo Núñez und Brandts enger Freund Egon Bahr.
„Er wäre schon sehr zufrieden, wenn er die letzten Tage und Wochen mitbekommen hätte, lieber Sigmar“, sagte der frühere SPD-Chef und Wegbegleiter Willy Brandts, Hans-Jochen Vogel, im Hinblick auf das SPD-Mitgliedervotum über den Koalitionsvertrag mit der Union.
Brandt habe Menschen erreichen und zum Nachdenken anregen können. Das habe er bewundert, sagte Vogel, der dem zweiten Kabinett des SPD-Politikers als Bauminister angehörte. „Er war nicht nur ein politisches Vorbild, sondern ein Mensch – im besten Sinne des Wortes“, sagte Vogel.