Bei ihrem Bundeskongress am 7. und 8. Dezember wählen die Jusos einen neuen Vorsitzenden. Nach zwei Amtszeiten tritt Sascha Vogt nicht noch einmal an. Im Interview mit vorwärts.de blickt er zurück – und sagt, welche Herausforderungen die Jusos vor sich haben.
vorwaerts.de: Beim Bundeskongress in Nürnberg Anfang Dezember treten Sie nicht für eine weitere Amtszeit als Juso-Chef an. Warum nicht?
Ich bin jetzt 33 und denke, ein Generationswechsel an der Spitze tut den Jusos sehr gut. Die Altersdistanz zwischen der Spitze und dem überwiegenden Teil der Basis sollte nicht zu groß sein. Schließlich hat ein junger Berufstätiger mit einer ganz anderen Lebenswirklichkeit zu tun als ein Abiturient. Ich wollte immer dann gehen, wenn ich es noch selbst in der Hand habe. Das ist jetzt ein guter Zeitpunkt.
In Ihre Amtszeit fallen zwei große Jugendkongresse und natürlich das Workers Youth Festival in diesem Jahr in Dortmund. Sind mit Ihrer Bilanz zufrieden?
Ja, ich bin zufrieden. Die Veranstaltungen waren sehr gut besucht und sehr basisnah. Wir haben es geschafft, die Leute mitzunehmen und ihnen Diskussionsforen zu bieten. Daneben ist es uns gelungen, innerhalb der SPD eine kritische Stimme zu sein und Diskussionen anzustoßen. Vieles würde nicht so im Regierungsprogramm stehen, wenn es die Jusos nicht gäbe.
Für Ihre Nachfolge haben bisher zwei Kandidaten ihre Hüte in den Ring geworfen, Johanna Uekermann aus Bayern und Hauke Wagner aus Hamburg. Wer ist Ihr Favorit?
Natürlich möchte ich den Delegierten des Bundeskongresses nicht vorgreifen. Wer Juso-Bundesvorsitzender wird, entscheiden einzig und allein sie. Mit Johanna Uekermann habe ich in den vergangenen zwei Jahren im Vorstand hervorragend zusammengearbeitet und schätze sie sehr. Auch bin ich der Meinung, dass eine Verjüngung an der Spitze den Jusos sehr gut tut. Und eine Frau an der Spitze wäre auch mal wieder nicht schlecht.
Unabhängig, wer am Ende die Jusos nach dem ersten Dezemberwochenende führen wird: Wo liegen die Herausforderungen für die Jusos in den kommenden Jahren?
Ganz entscheidend wird die Frage sein, ob wir Regierungs- oder Oppositionsjugend sind. Das hat einen großen Einfluss auf die Arbeit der Jusos. Bleibt die SPD in der Opposition, müssen die Jusos schauen, an welchen Stellen sie zur Fortsetzung des Erneuerungsprozesses beitragen können. Geht die SPD in die Regierung, müssen die Jusos dafür sorgen, dass die Partei nicht wieder in ein Muster verfällt, in dem die Mitglieder kaum noch stattfinden und die Politik allein aus den Ministerien gesteuert wird. Ganz allgemein wird es auch weiter darum gehen, junge Menschen für unsere Arbeit zu interessieren und neue Mitglieder zu gewinnen. Auch sollten wir weiter in gesellschaftlichen Bündnissen aktiv bleiben und dort für Mehrheit kämpfen und nicht reine Parteijugend sein.
Was haben Sie in Zukunft vor?
Ich würde gerne den programmatisch-strategischen Prozess innerhalb der SPD weiter begleiten. Gerne möchte ich dazu beitragen, ein kohärentes ökonomisches Konzept zu entwickeln. Daran hat es uns bisher gemangelt, gerade in Abgrenzung zur Union. Es gibt eine alternative Idee der Ökonomie. Das sollte die SPD stärker herausstellen und ich würde gerne daran mitwirken.
Dirk Bleicker | vorwärts
ist stellvertretender Chefredakteur des vorwärts. Er betreut den Bereich Parteileben und twittert unter @kai_doering.