Inland

100 Prozent Leistung, hundert Prozent Lohn

von Sarah Schönewolf · 21. März 2013

Am heutigen „Equal Pay Day“ haben sich laut Statistischem Bundesamt Frauen in Deutschland das Jahresgehalt erarbeitet, das die Männer schon am Ende des Vorjahres verdienten. Gegen diese Ungleichheit demonstrierten Gewerkschaften, Frauenverbände und Vertreterinnen fast aller Parteien unter dem Motto „RECHT auf Mehr“ am Brandenburger Tor. Nur die FDP fehlte.

22 Prozent ist sie groß: Die Gehaltslücke, die zwischen dem durchschnittlichen Verdienst von Männern und Frauen liegt. Vor fünf Jahren wurde der „Equal Pay Day“, der Aktionstag der gleichen Bezahlung, erstmals in Deutschland initiiert. 

Seitdem hat sich die Gehaltslücke in der Bundesrepublik lediglich um einen mageren Prozentsatz verringert.Die Ursachen hierfür sind vielfältig. Sie sind ein Ausdruck der Diskriminierung von Frauen, wie die Rednerinnen und Redner am Donnerstag vor dem Brandenburger Tor betonten.

Europäisches Schlusslicht

 „Deutschland sollte den Anspruch erheben mit Blick auf soziale Gerechtigkeit Vorreiter und nicht Schlusslicht zu sein“, sagte Peer Steinbrück und spielte dabei auf den europäischen Durchschnitt des Lohnabstandes von 16 Prozent an. Eine gleiche Bezahlung von Frauen und Männer sei nicht Privatangelegenheit von Frauen sondern gesellschaftliche Aufgabe, betonte Steinbrück.

Von der Union forderte er daher eine Zustimmung zum Entgeltgleichheitsgesetz, dessen zweite und dritte Lesung am Freitag im Bundestag ansteht. Mit dem Gesetz, dessen Zustimmung Union und FDP ablehnten, müssten Betriebe ab 15 Mitarbeitern ihre Lohnstrukturen aufdecken. „Wir können das Jahr 2013 zu einem Jahr machen, in dem wir eine höhere Stufe der Gleichberechtigung erreichen“, lautete das Fazit des SPD-Spitzenkandidaten.

Minijobs als Armutsfalle

Auch die stellvertretende Vorsitzende des DGBs Ingrid Sehrbrock forderte die gerechte und gleichwertige Entlohnung für Männer und Frauen. „Es kann nicht sein, dass Frauen in Pflegeberufen weniger verdienen, als Männer, die als Müllmänner arbeiten“, zürnte sie. Sehrbrock nannte verschiedene Beispiele für die Diskriminierung von Frauen auf dem Arbeitsmarkt. Unter anderem verwies sie auf die hohe Zahl von Frauen in Minijobs. „Hier werden Frauen direkt in die Armutsfalle gelockt.“

Denn in Minijobs, in denen der Frauenanteil bei 65 Prozent liegt, erwerben die Beschäftigten keine vollwertigen Pflichtbeitragszeiten in der Rentenversicherung. „Um auf eine Rente in Höhe der Grundsicherung zukommen, müssten die Minijobberinnen 154 Jahre arbeiten“, rechnete die Gewerkschaftsfunktionärin vor. Neben einer sozialen Absicherung ab der ersten Arbeitsstunde sei ein gesetzlicher Mindestlohn „unverzichtbar“, forderte Sehrbrock.

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Sarah Schönewolf
Sarah Schönewolf

ist Diplom-Politologin und Redakteurin des vorwärts.

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