Parteileben

Gertrud Steinbrück redet Klartext

von Vera Rosigkeit · 16. Juni 2013

Es war eine Premiere: Im Stil einer Talkshow gaben das Ehepaar Gertrud und Peer Steinbrück auf einem erstmals öffentlichen SPD-Parteikonvent Einblicke in ihr Familienleben. 

Mit Witz und großer Offenheit sprach die Frau des Kanzlerkandidaten Gertrud Steinbrück über seine Stärken und Schwächen und schilderte mit bewegenden Worten die Belastungen, die der Wahlkampf mit sich bringe. So sei es für sie schwer zu ertragen, "dass eigentlich nur das aus ihm herausgefiltert werden soll, was negative Gefühle auslöst", erklärte die Gymnasiallehrerin mit Blick auf die Berichterstattung über ihren Mann. Er habe sich dieser Verantwortung gestellt und dafür Freizeit und Freiheit aufgegeben, sagte sie. Es müsse doch klar werden, dass er dann auch etwas bewegen wolle.

Gertrud Steinbrück will keine Landesmutter sein
Als WDR-Moderatorin Bettina Böttinger daraufhin Peer Steinbrück fragte: „Warum tun sie es?“, kämpfte der 66-Jährige mit den Tränen und konnte nicht antworten. Die rund 200 anwesenden Delegierten im Berliner Tempodrom applaudierten dem Kandidaten daraufhin stehend.

Sie kenne einen ganz anderen Peer Steinbrück, erklärte Gertrud Steinbrück und betonte, dass er sehr komisch und witzig sein kann: „Im Prinzip ist er ein ganz normaler Mann“, sagte sie.

Gertud Steinbrück machte aber auch deutlich, dass sie ihre berufliche Unabhängigkeit nicht aufgeben werde. Die Mutter von drei Kindern wolle weder auf Staatskosten Reisen machen, noch wolle sie Landesmutter sein. "Beim Begriff Landesmutter kräuseln sich mir die Fingernägel". Mit Blick auf den Ehemann von Angela Merkel erklärte sie, dass diese Rolle von Herrn Sauer auch nicht erwartet werde.

"Gleiche Chancen für alle Kinder"
Dass sich die Vorstellung von Familienpolitik geändert habe, davon zeigte sich auch Peer Steinbrück überzeugt. Die Lebensentwürfe seien bunter geworden, sagte er und sie entsprächen nicht mehr „der Gummibaumzeit der 50-Jahre“. 

Familie und Beruf war das Leitthema des Parteikonvents, auf dem 98 Tage vor der Bundestagswahl am 22. September 2013 der SPD-Parteivorstand und rund 200 Delegierte aus ganz Deutschland zusammenkamen. SPD-Parteivize Manuela Schwesig griff die amtierende Bundesregierung scharf an. Sie habe nichts für Familien getan. Im Gegenteil. Sie habe des Elterngeld gekürzt und den Kita-Ausbau vernachlässigt, sagte die Sozialministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern. Und sie habe diesen Bereich einer Ministerin überlassen, „die nicht einmal Herzblut für das Thema hat." Die SPD hingegen setze sich ein für eine familienfreundliche Arbeitswelt und eine bessere Vereinbarung von Beruf und Familie, sagte sie und forderte: „Gleiche Chancen für alle Kinder in diesem Land.“

Es lohnt, wählen zu gehen
Parteichef Sigmar Gabriel zeigte sich am Ende der Veranstaltung tief beeindruckt vom Einblick, „den Peer gegeben hat“. Schon zu Beginn des Parteikonvents hatte Gabriel in einer nicht angekündigten Begrüßung erklärt, dass es keine Streitereien zwischen ihm und Peer Steinbrück gebe. „Die politische Ehe funktioniert", so Gabriel. Sie sei "sehr lebendig und meistens fröhlich", fügte er hinzu. Zwar gebe es "gelegentlich auch Reibereien", aber das sei ganz normal.

Gleichzeitig beschwor er die Genossinnen und Genossen, jetzt hinauszugehen und dafür zu kämpfen, dass es sich lohne, wählen zu gehen. Es gehe bei dieser Bundestagswahl um mehr als nur um die Summe der Einzelpunkte. Es gehe um die Idee einer Gesellschaft, in der „das Ich nicht im Widerspruch zum Wir" stehe. Gabriel: "Wir wissen, dass eine Volkswirtschaft umso erfolgreicher ist, wenn alle etwas davon haben.“

Leitanträge:
Auf dem Parteikonvent wurden außerdem vier Leitanträge verabschiedet. Die Deligierten sprachen sich für folgende Resolutionen aus:

„Solidarisches Deutschland. Politik für die arbeitende Mehrheit in unserem Land“,
"Wenn wir entscheiden, dann entscheidet das Wir", 
"Für eine demokratische und freiheitliche Entwicklung der Türkei"
und für den Beschluss "Resolution anlässlich des 60. Gedenktages an den Aufstand am 17. Juni 1953 in der DDR".

Mehr Informationen zu diesen Beschlüssen finden Sie unter spd.de

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Vera Rosigkeit

hat Politikwissenschaft und Philosophie in Berlin studiert und ist Redakteurin beim vorwärts.

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