Geschichte

Das Ende einer Ära

von Vanessa Jasmin Lemke · 22. November 2013

Vor 50 Jahren fielen in Dallas drei Schüsse, die in die Geschichte eingehen sollten. Die damalige Hoffnung der westlichen Welt wurde an einem sonnigen Freitag Opfer eines Attentats. Präsident John F. Kennedy war auf dem Höhepunkt seiner Macht. Nach 1036 Tagen im Weißen Haus wurde sein Leben abrupt beendet.

Das Rennen um die Präsidentschaftswahlen 1964 hatte bereits begonnen. Nach seinem öffentlichen Bekenntnis für die Gleichberechtigung der Afroamerikaner konnte Kennedy bei den Präsidentschaftswahlen 1960 nur einen knappen Sieg im Südstaat Texas verbuchen. Dieses Mal sollte ihn seine Frau unterstützend zur Seite stehen. Jaqueline Bouvier-Kennedy, genannt Jackie, war eine lebende Ikone und bei den Massen ebenso beliebt wie ihr Mann. John F. Kennedy, genannt Jack, wusste das und bat sie inständig, ihn nach Dallas, der so genannten „Brutstätte des rechtsgerichteten Konservatismus“, zu begleiten.

Das Attentat

Gegen Mittag traf das Präsidentenpaar in Dallas ein. Eine kilometerlange Autokolonne begleitete sie vom Flughafen bis in die Innenstadt. Vier Tage zuvor wurde die Route offiziell bekannt gegeben.

Da es noch keine Amtslimousinen mit kugelsicheren Dächern gab, fuhren Jack und Jackie in einem offenen Lincoln Continental. Im Wagen saßen auch der Gouverneur von Texas John Conelly und seine Frau. Nachdem vier Tage zuvor ein Besuch in Miami wegen eines bekannt gewordenen Attentatsplans abgesagt wurde, waren die Sicherheitsmaßnahmen in Dallas verschärft worden.

„Mr. President, man kann nicht sagen, dass Dallas Sie nicht liebt“, sagte die Frau von Gouverneur Conelly zu Kennedy. Wenig später war dieser tot. Es fielen drei Schüsse. Der dritte traf Kennedy in den Kopf. Im Affekt kletterte Jackie auf das Autoheck und musste vom persönlichen CIA-Agenten Clint Hill zurückgehalten werden. Später erinnerte sich die First Lady nicht mehr an diese Szene. Die Bilder gingen aber um die Welt und waren ein tiefer Einschnitt im Leben der US-Bürger.

Kennedy wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht. Aufgrund der schweren Verletzungen waren aber jegliche Reanimationsmaßnahmen erfolglos. Um 13 Uhr wurde John F. Kennedy für tot erklärt.

Seine letzte Reise

Der getötete Präsident sollte schnell zurück nach Washington gebracht werden. Noch vor dem Abflug wurde Kennedys Stellvertreter Lyndon B. Johnson im Beisein Jaqueline Kennedys zum 36. Präsidenten der USA vereidigt. Die junge Witwe weigerte sich, ihr blutverschmiertes Chanel-Kostüm, das sie beim Attentat trug, zu wechseln. „Sie sollen sehen, was sie Jack angetan haben“, soll sie gesagt haben. Die ganze Welt schaute nun auf sie.

Ihre letzte Amtshandlung als First Lady war die Ausrichtung der Trauerfeier für ihren Mann am 25. November 1963. Auch nach seinem Tod sollte ihr Mann als Lichtgestalt der amerikanischen Politik erstrahlen. Auf Wunsch Jackie Kennedys sollte eine ewige Flamme am Grab brennen – eine Geste, wie sie nur den Größten der Weltgeschichte zu Teil wird. Private und politische Fehltritte wurden ausgeblendet. Was zählte, war die Ikonisierung. Der Mythos Kennedy war geboren.

Auch West-Berlin trauerte um den Präsidenten, der wenige Wochen zuvor seine berühmte Rede hielt. Die Worte „Ich bin ein Berliner“ wurden zum Symbol einer neuen Zeit. Der damalige Bürgermeister West-Berlins Willy Brandt reagierte auf den Tod Kennedys mit den Worten: „Eine Flamme ist erloschen für alle Menschen, die auf einen gerechten Frieden und auf ein besseres Leben hoffen. Die Welt ist an diesem Abend sehr viel ärmer geworden.“

Von Castro bis CIA

Trotz seiner großen Beliebtheit bei den Menschen hatte Kennedy auch viele Feinde. Nach dem Attentat nahm die Polizei den bekennenden Kommunisten Lee Harvey Oswald fest. Beobachter des Kennedy-Besuchs in Dallas wollen gesehen haben, wie Oswald mit einem Gewehr aus einem Haus heraus auf den Präsidenten zielte und ihn erschoss.  Auch die von Kennedys Nachfolger Johnson eingesetzte Kommission zur Klärung des Attentats ging von der Alleintäterschaft Oswalds aus. Vor Gericht konnte dieser jedoch nie aussagen, weil auch er wenige Tage nach John F. Kennedy erschossen wurde.

Der Tod Oswalds nährte den Boden für Spekulationen. War Kennedy Opfer einer Verschwörung? Oswald nur Teil eines großen Komplexes? Seit 50 Jahren beschäftigen sich Historiker, Juristen, Ärzte und noch viele mehr mit dem Mord. Manche behaupten, die Mafia, die CIA oder die Sowjetunion steckten dahinter, andere machen Lyndon B. Johnson oder Fidel Castro dafür verantwortlich.

Nicht nur die ungeklärten Umstände um das Attentat auf John F. Kennedy machen diese Person zu einem Mythos, sondern auch die Ungewissheit, ob die Geschichte einen anderen Verlauf genommen hätte. In einem Memorandum vom 11. Oktober 1963 weckte Kennedy in vielen die Hoffnung, dass die amerikanische Beteiligung am Vietnamkrieg 1965 beendet werde. Anhänger Kennedys befürworten diese These. Eines jedoch ist sicher: Die US-Amerikaner bewundern ihren Jack auch heute noch.

Autor*in
Vanessa Jasmin Lemke

war Praktikantin beim vorwärts (2013).

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