Kultur

Ansichten einer Politikerin

von ohne Autor · 17. September 2007

Ihr Leben begann so, wie sie es am liebsten führt: gegen den Strom. Kurz nachdem Heide Simonis in Bonn geboren wurde, ging es mit der Mutter ins vermeintlich sichere Königsberg. Ein Trugschluss, wie sich kurz darauf herausstellen sollte. Chronologisch nähert Erich Maletzke sich dem Leben einer Politikerin wie es sie heute kaum mehr gibt.

Aus fünf Gesprächen entstand ein Buch, das Heide Simonis aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln zeigt. Das schwierige Verhältnis zur Mutter ist dabei ebenso Thema wie die ersten Schritte auf dem politischen Parkett und das abrupte Ende ihrer Karriere durch einen "Heckenschützen" aus den eigenen Reihen im Frühjahr 2005. Wen Simonis im Verdacht hat, ihr die Zustimmung versagt zu haben, erfährt der Leser jedoch nicht.

Viel Platz erhält die Barschel-Affäre. Hierzu sagt Heide Simonis zwar nichts Neues, doch zumindest erlaubt sie einen Blick hinter die Kulissen der SPD. Sie fast zusammen, was dort nach Bekanntwerden des Todes von Barschel geschah

Politikerin und Mensch

Im insgesamt "längsten Interview, das je mit ihr geführt wurde" lernt der Leser die Politikerin wie den Menschen Heide Simonis kennen. Im persönlichen Plauderton erzählt sie aus ihrer Jugend, von der sie vier Jahre im Kinderheim verbracht hat. Simonis nimmt kein Blatt vor den Mund: egal, ob sie über das nicht immer einfache Verhältnis zu ihrem Mann Udo, mit dem sie schon vierzig Jahre verheiratet ist, berichtet oder über die Schwierigkeiten von Frauen, sich in der Politik zu etablieren.

Dabei kommen auch die Gefühle nicht zu kurz. Der Leser erfährt vom Lampenfieber vor der ersten Rede im Bundestag, wie ihr direkt nach der dramatischen Niederlage bei der Wahl zur schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin zumute war oder wie Simonis einmal heftig mit Gerhard Schröder aneinander geriet.

"Ausgeteilt, eingesteckt" zeichnet ein interessantes Bild einer beeindruckenden Politikerin, deren Karriere als Ministerpräsidentin mit einem Skandal begann und mit einem politischen Attentat endete. Es zieht eine Bilanz ihres Lebens und wirft einen Blick in die Zukunft, die Simonis ganz den Kindern der Welt widmet. Seit Januar 2006 ist die Vorsitzende von UNICEF Deutschland. Illustriert wird der Band von vielen Bildern aus dem Familienalbum, die die "kesse Heide" auch von einer ganz privaten Seite zeigen.

Heide Simonis, Erich Maletzke: Ausgeteilt, eingesteckt. Leben mit und ohne Politik, Verlag Zu Klampen, September 2007, 176 Seiten, 18 Euro, ISBN 978-3866740129

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